08.04.2013 Aufrufe

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

244<br />

VII. DER HINTERGRUND DES LEBENS UND WIRKENS JESU.<br />

1. Politisch.<br />

Die chronologischen Angaben Lk 3,1-2, wonach Jesu öffentliche Wirksamkeit im Afünfzehnten<br />

Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius@ begann, Aals Pontius Pilatus Landpfleger <strong>von</strong> Judäa,<br />

Herodes Vierfürst <strong>von</strong> Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst <strong>von</strong> Ituräa und der Landschaft<br />

Trachonitis, Lysanias Vierfürst <strong>von</strong> Abilene war, unter den Hohenpriestern Hannas und Kaja-<br />

phas@, Angaben, die uns in die Jahre 28 oder 29 der christlichen Zeitrechnung verweisen, geben<br />

uns auch Einblick in den politischen Raum, in dem sich die Tätigkeit Jesu entfaltete.<br />

Palästina hatte endgültig seine Unabhängigkeit verloren. Seit dem Jahr 6 unserer Zeitrechnung<br />

stand das eigentliche Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem und Samarien unter der unmittelbaren<br />

Herrschaft eines römischen Prokurators, das heißt also einer Art Hochkommissars, der seinerseits<br />

dem Gouverneur der römischen Provinz Syrien unterstellt war. An der Spitze Galiläas und<br />

Peräas (Transjordaniens) stand ein Sohn des Herodes des Großen, nämlich Herodes Antipas, der<br />

<strong>von</strong> 4 v. Chr. bis 39 n. Chr. regierte. Dieser Schattenkönig war ein absoluter Vasall Roms. Mit<br />

einem Federstrich konnte Rom ihn absetzen. Tatsächlich geschah das auch im Jahre 39, als ihm<br />

seine Herrschaft genommen und er nach Gallien verbannt wurde.<br />

Die Römer hatten den Juden die Politik auferlegt, die sie für gewöhnlich gegenüber den unter-<br />

worfenen Völkern anwandten. Die Juden hatten ihren Tribut an Rom zu zahlen. Dafür wurden im<br />

allgemeinen der Kult, die religiösen Bestrebungen und die religiösen Gebräuche Israels<br />

respektiert. Der Tempel in Jerusalem, der <strong>von</strong> Herodes dem Großen prachtvoll wiedererrichtet<br />

war, blieb das Nationalheiligtum, wo sich an den hohen Festtagen, vor allem Ostern und<br />

Pfingsten, die Massen drängten, die aus allen Teilen Palästinas und auch aus den Judengemein-<br />

den der Diaspora nach Jerusalem gepilgert waren (Apg 2,9-11). Das Synedrium oder der Hohe<br />

Rat mit 71 Mitgliedern, die aus der Priester- und Laienaristokratie gewählt waren, blieb unter<br />

dem Vorsitz des Hohenpriesters weiterhin mit dem Richteramt über zivile und religiöse Angele-<br />

genheiten betraut. Er konnte gar, wie im Prozess Jesu deutlich wird, die Todesstrafe verhängen,<br />

brauchte dafür allerdings die Bestätigung durch die römische Autorität.<br />

Trotz des Entgegenkommens der Eroberer waren diese den Juden verhasst, und die Juden<br />

bewahrten sich ein lebendiges Bewusstsein ihrer nationalen Einheit wie auch ihrer religiösen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!