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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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reduziert oder depotenziert. Strauß meinte, man könne die in den Evangelien Jesus beigelegten<br />

Prädikate gelten lassen, aber nicht für ihn als Individuum, sondern für die Menschheit als<br />

Gattung.<br />

Strauß legt in seinem ALeben Jesu@ das dialektische Schema <strong>von</strong> These, Antithese und Synthese<br />

zugrunde. Die These ist für ihn die supranaturalistische Auffassung der Orthodoxie, nach der<br />

sich alles so zugetragen hat, wie es die Evangelien beschreiben. Als Antithese dient ihm die<br />

naturalistische Erklärung des Rationalismus, für den Jesus nur ein Lehrer der Tugend war und<br />

seine Wunder nur gewöhnliche Vorkommnisse waren. Die vorgetragene Synthese nun soll beide<br />

Momente festhalten, aber zugleich scharf <strong>von</strong>einander trennen. Jesus <strong>von</strong> Nazareth wird so für<br />

ihn zu einer unbekannten, in sich bedeutungslosen Erscheinung. Daneben steht - warum, das<br />

weiss man nicht - der dogmatische Christus des Glaubens, der ein Produkt religiöser Ideen ist.<br />

Beide haben nun, historisch gesehen, nichts miteinander zu tun.<br />

Strauß fand in seiner Zeit nicht wenig Zustimmung, und zwar deshalb, weil diese einfache<br />

Konstruktion dem idealistischen Zeitgeist entsprach. Man war fasziniert <strong>von</strong> der Hegelschen<br />

Unterscheidung zwischen Idee und Erscheinung Aund fand es ganz natürlich, dass der historische<br />

Jesus mit dem Christus des Glaubens nicht das Geringste zu tun habe@ 483 . Die Arbeiten <strong>von</strong><br />

Strauß lösten aber auch eine heftige Diskussion aus. Albert Schweitzer zählt in seiner AGe-<br />

schichte der Leben-Jesu-Forschung@ 60 Gegenschriften.<br />

c) Ferdinand Christian Baur (+ 1882) - Bruno Bauer (+ 1882)<br />

Ferdinand Christian Baur ist eigentlich der Lehrer <strong>von</strong> David Friedrich Strauß, aber er hat sich<br />

erst später in die Frage um das Leben Jesu bzw. um den Geschichtswert der Evangelien einge-<br />

schaltet, nämlich als der <strong>von</strong> seinem Schüler entfachte Streit große Kreise zog. In zwei Büchern<br />

griff er das Problem auf und kam dabei zu einem erheblich positiveren Urteil über den Ge-<br />

schichtswert der Evangelien als sein Schüler. Die beiden Bücher tragen die Titel: Die Komposi-<br />

tion und der Charakter des Johannes-Evangeliums, Tübingen 1844 und Kritische Untersuchun-<br />

gen über die kanonischen Evangelien, Tübingen 1847. Ferdinand Christian Baur ist der Begrün-<br />

483 Franz <strong>Joseph</strong> Schierse (These 23: Jesus <strong>von</strong> Nazareth ist mit dem unvergleichlichen Anspruch<br />

aufgetreten, der einzige und letzte Offenbarer Gottes zu sein), in: Walter Kern u. a., Warum glauben? Würzburg<br />

1961, 214.

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