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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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218<br />

Zukunftserwartungen erfüllten politischen Messias des jüdischen Volkes, nach dessen gewalt-<br />

samem Tod die Jünger zu der Meinung gekommen seien, er werde wiederkommen. Die Jünger<br />

hätten dann aber, um diese Wiederkunft gleichsam zu gewährleisten, die Legende <strong>von</strong> seiner<br />

Auferstehung und Himmelfahrt erfunden. Das alles hätten sie getan, weil sie nicht in ihren<br />

mühevollen Beruf hätten zurückkehren wollen 480 . Sie hätten den Leichnam des Gekreuzigten<br />

gestohlen und seine Auferstehung erfunden und so dem Tod Jesu eine neue Interpretation gege-<br />

ben. Die Wunder der Evangelien werden hier allesamt natürlich erklärt. Jesus ist der große Leh-<br />

rer der Tugend, und seine Lehre deckt sich im Grunde mit der vom Rationalismus vergötterten<br />

Vernunftwahrheit.<br />

Die Vertreter der idealistischen Schule (Reimarus, Strauß, Baur und Bauer) stehen unter dem<br />

Einfluss der Hegelschen Philosophie. Für Georg Friedrich Wilhelm Hegel (+ 1831) ist das Ent-<br />

scheidende nicht die Person Jesu, sondern die mit ihr gegebene Idee, die Idee der Gottmenschheit<br />

bzw. die Idee der Menschwerdung Gottes.<br />

Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770-1831) lehrte über die geschichtliche Wirklichkeit des<br />

Lebens Jesu in Übereinstimmung mit seinem Jugendfreund Schelling (1775-1854): ADas<br />

Entscheidende ist nicht die Person Jesu, sondern die mit ihr gegebene Idee. Macht exegetisch<br />

und historisch aus Jesus, was ihr wollt, es fragt sich allein was die Idee ist@.<br />

Die Philosophie Hegels ist als Ganze vom sogenannten inkarnatorischen Prinzip bestimmt. Für<br />

Hegel ist die Idee des Gottmenschen nicht nur eine Wirklichkeit, sondern eine Notwendigkeit 481 .<br />

Daher spielt in diesem System Christus, der Gottmensch, eine überragende Rolle. Für Hegel gilt:<br />

AAlle Geschichte geht zu Christus hin und kommt <strong>von</strong> ihm her. Die Erscheinung des<br />

Gottessohnes ist die Achse der Weltgeschichte@ 482 . Hegel will das Geschichtliche aus der Sphäre<br />

des Zufälligen in die Sphäre des Sinnvollen hinaufheben. Er lehrt, den Einzeldingen der Welt<br />

liege das Allgemeine, das Geistige, der Logos, die absolute Vernunft zugrunde. Sie ist das<br />

480 Vgl. Art. Leben-Jesu-Forschung, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, Freiburg 2 1961, 859.<br />

481<br />

Vgl. Leo Scheffczyk, Katholische Glaubenswelt, Aschaffenburg 1977, 173 ff; Johann Adam Möhler, der<br />

Geist und das Absolute, Paderborn 1951, 145.<br />

482<br />

Nach Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, München 1949, 19; vgl. Hans Küng,<br />

Menschwerdung Gottes, Freiburg 1970.

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