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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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ligen Behauptungen 424 .<br />

191<br />

Aufs Ganze gesehen handelt es sich hier um eine groteske Verfremdung des Jesusbildes 425 . Das<br />

müsste im Einzelnen nachgewiesen werden, aber hier geht es ja um die Tendenz dieses Buches.<br />

Das Buch ist extrem kirchenkritisch 426 . Wiederholt findet sich in ihm der Vorwurf, das Original-<br />

bild Jesu sei durch die Kirche übermalt und retuschiert worden. Holl erklärt, Paulus habe das<br />

jesuanische Christentum zu einem paulinischen Christentum umfunktioniert. Dabei spricht er<br />

<strong>von</strong> einem Begriffkäfig <strong>von</strong> Dogmen, in dem man den lebendigen Jesus kirchlich gezähmt habe.<br />

Um ihn in den Griff zu bekommen, habe man ihn in den Begriff gebracht. Er müsse nun aus<br />

diesen Begriffshülsen befreit werden, damit seine kühne und bezwingende Faszination wieder<br />

erfahren werden könne. Holl will den AKirchen-Jesus@ 427 durch einen ABibel-Jesus@ ersetzen,<br />

vergisst dabei aber, dass das Neue Testament, das Kunde gibt über Jesus <strong>von</strong> Nazareth, ja bereits<br />

ein Buch der Kirche ist. In seiner theologischen Akzentuierung sowie in seiner Aussageabsicht<br />

und in seinem Umfang ist das Neue Testament nicht denkbar ohne die Kirche 428 . Das Neue<br />

Testament ist ja bereits aus dem Glaubensleben und der Glaubensverkündigung der Kirche<br />

entstanden. Man kann Jesus im Grunde nicht begegnen unter Umgehung der Kirche.<br />

Allgemein können wir zu dieser Kategorie <strong>von</strong> Autoren sagen: Sie suchen ein Alibi, um sich<br />

selbst in ihrem Tun und Wollen zu salvieren. Dabei ist dieser Jesus bei ihnen oft eine Art<br />

heimlicher, selbstgerechtfertigter Götze für das unfehlbare Ich des einzelnen. Vielfach vertritt<br />

man die Meinung, der wirkliche Jesus sei ganz anders gewesen, großzügiger, weiter, verständ-<br />

nisvoller als die gegenwärtige Kirche mit ihren Glaubens- und Moralvorstellungen. Während die<br />

Kirche mit Verboten arbeite, stets Nein sage, habe Jesus immer ein frohmachendes Ja gespro-<br />

chen. Für den tiefer Schauenden ist das freilich eine Verfälschung der Wirklichkeit bei der der<br />

Wunsch Vater des Gedankens ist. Kein Geringerer als der frühere Münchener Fundamental-<br />

424 Ebd., 117.133.<br />

425 Ebd., vor allem 138.146.149.<br />

426 Ebd., besonders 146.<br />

427 Ebd., 65.<br />

428<br />

Vgl. Willi Marxsen, Das Neue Testament als Buch der Kirche, Gütersloh 1968; Karl Heinz Ohlig, Woher<br />

nimmt die Bibel ihre Autorität? Düsseldorf 1970.

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