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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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304<br />

damaliger Zeit, wenn er nicht unmittelbar durch den Tod bedroht war, so doch <strong>von</strong> mannigfachen<br />

existentiellen Bedrohungen bestimmt war 633 . Wie der alttestamentliche Prophet durch Jahwe<br />

berufen und durch diese Berufung an Jahwe gebunden wurde, so wird der Jünger im Neuen Te-<br />

stament durch Jesus berufen und an seine Person gebunden.An dieser Stelle wird wieder der<br />

hohe Anspruch Christi deutlich, um dessentwillen er schließlich den Kreuzestod auf sich neh-<br />

men musste. Dabei sind die Jüngerberufungen Jesu zum einen paradigmatisch für die überlie-<br />

fernde Urgemeinde und zum anderen sind sie ein bleibendes Vermächtnis für die Gläubigen.<br />

Wenn so für Jesus Glaube an Gott immer zugleich auch Glaube an seine Person 634 ist, so rückt er<br />

seine Person in den Mittelpunkt. Das ist entweder eine ungeheure Blasphemie oder Perversion<br />

der jüdischen Religion oder ein Hinweis auf das Geheimnis des verbum incarnatum.<br />

Berücksichtigt man diesen Tatbestand, so kann man das Christentum nicht mehr als eine Lehre<br />

verstehen, dann muss man es vielmehr als eine Entscheidung für die Person Jesu verstehen. Dann<br />

ist das Christentum nicht mehr eine Sammlung um ein Buch, sondern um eine Person, damit<br />

auch kirchlich verfasst, denn diese Person ist nach ihrer Auferstehung die Wurzel der Kirche 635 .<br />

6. Überlegenheit.<br />

a) Der Prophet.<br />

Damit kommen wir zu einem neuen außergewöhnlichen Zug an der Gestalt Jesu, nämlich zu<br />

seiner erstaunlichen Überlegenheit. Man kann die Gestalt Jesu in bekannten Kategorien aus-<br />

sagen. Diese treffen ohne Zweifel etwas Richtiges. Die Wirklichkeit sprengt jedoch diese<br />

Kategorien. Das will sagen: Der Verkünder der Basileia ist ein Prophet (Mk 8, 28 par Mt 21, 11;<br />

21, 46 par u.a.). Aber in diesem Prophet-Sein geht er nicht auf. Er unterscheidet sich grundle-<br />

gend <strong>von</strong> dem, was sonst Prophetenart ist. Wir betonten bereits, dass er im Gegensatz zu den<br />

Propheten an seine Person bindet, und zwar radikal, aber auch sonst unterscheidet er sich<br />

wesentlich <strong>von</strong> ihnen. Bei Jesus gibt es keine Berufungsgeschichte und kein Aso spricht der Herr@<br />

633<br />

Joachim Gnilka, Hrsg., Wer ist doch dieser? Die Frage nach Jesus heute (Theologisches Kontaktstudium,<br />

4), München 1976, 23 f.<br />

634 Günter Bornkamm, Jesus <strong>von</strong> Nazareth, Stuttgart 1956, 58 ff.<br />

635 Leonhard Goppelt, Die apostolische und die nachapostolische Zeit, Göttingen 1966, 9 f.

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