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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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285<br />

Die Nähe Jesu zum Alten Testament und damit die Kontinuität des Christentums in seinem<br />

Verhältnis zum Judentum hat auch Karl Jaspers erkannt, wenn er sagt: AHistorisch ist das Neue<br />

Testament der Schluss der religiösen Erfahrungen und Verwirklichungen aus jüdischer Tiefe der<br />

Seele, ist Jesus der letzte der jüdischen Propheten@ 575 .<br />

b) Unterschiedenheit.<br />

Jesus war in seiner Wurzel Jude, er ist aber - das muss wohl gesehen werden - über diese Wurzel<br />

hinausgewachsen. Christentum ist <strong>von</strong> daher bis zu einem gewissen Grad konsequentes Juden-<br />

tum. Auf eine kurze Formel gebracht, könnte man sagen: Jesus war der letzte Jude, zugleich aber<br />

war er der erste Christ.<br />

Die Originalität Jesu liegt in seiner Verinnerlichung und, was damit zusammenhängt, in seiner<br />

absoluten Bindung des Menschen an Gott. Alles ordnet er Gott zu, wenn er den Primat der<br />

Gesin-nung vertritt, dabei radikalisiert er das Gebot Gottes, wenn er hier für letzte Konsequenz<br />

eintritt. Dazu kommt dann noch seine unvergleichliche Nähe zu Gott, die gerade für den Juden<br />

etwas Un-geheuerliches darstellt, ein Skandalon im wahrsten Sinne des Wortes.<br />

Unjüdisch ist darüber hinaus seine Aunerhörte Souveränität@ in seinem Auftreten 576 sowie die alle<br />

rassischen, religiösen und gesellschaftlichen Schranken überwindende Liebe 577 . Gab es im Alten<br />

Testament bereits das Gebot der Gottesliebe wie auch das Gebot der Nächstenliebe, so verkündet<br />

Jesus diese beiden Gebote mit letzter Konsequenz und macht sie zur entscheidenden Grundlage<br />

der Jüngerschaft. Das ist eine Kühnheit, die für rabbinisches Verständnis geradezu empörend<br />

ist 578 .<br />

575<br />

Karl Jaspers, Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, München 1963, 81; vgl. Ders., Die<br />

großen Philosophen, München 1959.<br />

576<br />

Ernst Käsemann, Das Problem des historischen Jesus, Göttingen 1954, in: Exegetische Versu-che und<br />

Besinnungen I, 208.<br />

577 Vgl. Herbert Braun, Jesus. Der Mann aus Nazareth und seine Zeit, Stuttgart 3 1973, 89 ff; Ethelbert<br />

Stauffer, Jesus. Gestalt und Geschichte, Bern 1957, 119 ff.<br />

578 Ernst Lohmeyer, Das Evangelium des Markus, Göttingen 1957, 261.

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