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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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283<br />

Tempeldienst vollzogen, fragwürdig war 571 . Jesus akzeptiert auch die Ethik des Alten Testamen-<br />

tes im Prinzip (vgl. Lk 16, 27-31), wenngleich er das Alte Testament auch autoritativ neu<br />

auslegt, sofern er auf das ursprüngliche Gebot zurückgeht, es also radikalisiert, und sofern ihm<br />

nicht der Wortlaut für die Befolgung, die äußere Befolgung genügt, er vielmehr auch auf der<br />

rechten Ge-sinnung besteht (Lk 5, 21-37). Er drängt dabei auf den Sinn und die Mitte des Ge-<br />

setzes, die Liebe (Mt 22, 37-40). Er hält die moralischen Forderungen des Alten Testamentes<br />

aufrecht und erklärt sie nicht, etwa mit Berufung auf das persönliche Gewissen, für unverbind-<br />

lich. Das gilt jedenfalls nicht für den geschichtlichen Jesus. Dieser akzeptiert den Kult und die<br />

Ethik des Alten Testa-mentes, führt aber die Menschen zurück auf das Ursprüngliche und betont<br />

die Bedeutung der Gesinnung gegen alle Veräußerlichung. Das wird etwa deutlich in der Frage<br />

der Ausstellung des Scheide-briefes (Mt 10,2-9). Bestimmend ist für ihn dabei in allem das Ver-<br />

trauen auf die schenkende Gnade Gottes 572 .<br />

Die tiefe Verwurzelung Jesu im Judentum wird auch darin deutlich, dass er nicht die Aus-<br />

legungstradition der Pharisäer schlechthin angreift, dass er sich nicht auf den Standpunkt der<br />

Sadduzäer stellt. Die Pharisäer waren gegenüber den Sadduzäern die religiös Konservativen. Bei<br />

ihnen hatte er am ehesten seine geistige Heimat. Daher ist er nicht gegen die Tradition. Sein<br />

Verdikt trifft nur jene Tradition, die Gottes Wort außer Kraft und sich selbst an dessen Stelle<br />

setzt.<br />

Jesus geht es um den ursprünglichen Willen Gottes und um die Ganzhingabe an den Willen<br />

Gottes, um dessentwillen er allerdings notfalls die Thora und ihre Auslegung kritisieren kann.<br />

Sehr schön wird das jüdische Milieu beschrieben, in dem Jesus aufwuchs, in dem empfehlens-<br />

werten Buch <strong>von</strong> Robert Aron: Die verborgenen Jahre Jesu, Frankfurt 1962. Der Verfasser dieses<br />

Buches ist selber Jude. Zwar vermag er nicht sicheres Material über die verborgenen Jahre Jesu<br />

zu geben, wohl aber über die jüdische Zeitgeschichte und den Kontext des Lebens Jesu.<br />

Für die Nähe Jesu zum Alten Testament spricht auch die Tatsache, dass nicht wenige Juden sich<br />

ihm angeschlossen bzw. seiner Predigt Glauben geschenkt haben. Außer den Zwölfen, die sich<br />

571 Karl Hermann Schelkle, Theologie des Neuen Testamentes II, Düsseldorf 1973, 40 f.<br />

572 Ebd., 43 f.

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