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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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7. Sittliche Forderungen.<br />

313<br />

a) Prophetische Verkündigung und weisheitliche Mahnsprüche.<br />

Vielfältig sind die sittlichen Einzelforderungen Jesu. In der ältesten Schicht der Evangelien, in<br />

der Logienquelle, stellen sie sich dar als totale Ausrichtung des Menschen auf Gott (Lk 12,4 f;<br />

12,31; 12,33 f; 16,13 par Mt) und als absolutes Vertrauen auf Gottes Fürsorge (Lk 11,3; 11,9-13;<br />

12,6 f; 12,32-36; 6,37 f; 11,4a) 659 . Im Zentrum seines Interesses und seiner Verkündigung steht<br />

das prophetische Anliegen der Hinführung des Menschen zu Gott.<br />

Aber Jesu Bemühung ist nicht nur direkt auf Gott ausgerichtet, ihn interessiert auch das mensch-<br />

liche Alltagsleben, insbesondere das Verhältnis des Menschen zu seinen Mitmenschen in den<br />

mannigfachen Situationen und Verhältnissen. Seine prophetische Verkündigung wird ergänzt<br />

durch weisheitliche Mahnsprüche. Die Einheit <strong>von</strong> Heilsbotschaft und ethischen Geboten wird<br />

nicht ausdrücklich reflektiert, aber stets vorausgesetzt. In den ethischen Geboten begegnet ihm<br />

der Wille Gottes. Diesen gilt es im Alltag zu erfüllen 660 . Aus dem Gottesverhältnis, das durch die<br />

Vateranrede bestimmt ist, folgt das Verhältnis zu den Mitmenschen, und das Gottesverhältnis<br />

findet seine Konkretisierung in den einzelnen Geboten, die ihrerseits das Gottesverhältnis<br />

wiederum intensivieren.<br />

Es ist bezeichnend, dass der größte Teil der Logien, die auf Jesus zurückgehen, ethischer Natur<br />

ist. Die Zahl der Mahnworte, die sich an die 2. Person im Plural wenden, ist größer als die, die<br />

sich an die 2. Person im Singular wenden, wie sie der traditionellen Form der älteren Weisheits-<br />

literatur entsprechen. Die Ersteren scheinen überwiegend oder im Kern auf Jesus zurückzugehen.<br />

Er scheint also eher <strong>von</strong> AIhr sollt@ gesprochen zu haben als <strong>von</strong> Adu sollst@.<br />

Die Mahnsprüche Jesu beinhalten schwerpunktmäßig den Bezug zum Nächsten, die Haltung des<br />

Vertrauens zu Gott und die Gefahren, die die Lebenssicherung mit sich bringt. In allen Fällen<br />

sind sie komplementär zu seiner Verkündigung, zu seiner prophetischen Botschaft, zu ver-<br />

659 Vgl. dazu Athanasius Polag, Die Christologie der Logienquelle (Wissenschaftliche Monographien zum<br />

Alten und Neuen Testament 45), Neukirchen-Vluyn 1977, 76 f.<br />

660<br />

Adolf Kolping, Fundamentaltheologie II, Münster 1974, 397. 699; Dieter Zeller, Die weisheit-lichen<br />

Mahnsprüche bei den Synoptikern, Freiburg 1976.

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