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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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der verwirrenden Fülle der Erkenntnisse und vor allem in der Abstraktheit und Kompliziertheit<br />

der Gottesbeweise 82 . Auf den letzteren Punkt hat bereits Thomas <strong>von</strong> Aquin hingewiesen. Er hat<br />

den ungeheuren Anspruch der Gottesbeweise an das Denken, sofern sie zünftig und streng<br />

durchgeführt werden, hervorgehoben 83 . Auf Seiten des erkennenden Subjekts setzen sie eine<br />

entsprechende Begabung und Vorbildung, aber auch Urteilsvermögen, Unvoreingenommenheit<br />

und kritische Haltung voraus. Es wäre töricht, Kindern die Gottesbeweise vorzulegen. Aber auch<br />

Erwachsenen kann man sie nur vortragen, wenn sie Aüber die entsprechende logische und<br />

metaphysische Schulung, über ein reifes Urteil und eine gewisse Abgeklärtheit des Geistes<br />

verfügen ...@ 84 .<br />

12. Ethische und emotionale Implikationen der rationalen Gotteserkenntnis.<br />

Die natürliche Gotteserkenntnis, wissenschaftlich durchgeführt, stellt demnach hohe Ansprüche<br />

an den Intellekt, nicht hingegen die vorwissenschaftliche Gotteserkenntnis, wie sie sich in der<br />

Erfahrung des Anumen divinum@ darstellt, die freilich auch durch Vorentscheidungen und durch<br />

seelische Blockaden, speziell aus der frühen Kindheit, blockiert sein kann. Die natürliche<br />

Gotteserkenntnis, wissenschaftlich durchgeführt, stellt hohe Ansprüche an den Intellekt. Aber<br />

nicht nur das, bei der natürlichen Gotteserkenntnis ist auch das Ethos <strong>von</strong> Bedeutung. Die<br />

natürliche Gotteserkenntnis ist nicht nur eine Frage des Intellektes, sondern auch des Willens.<br />

Sie beansprucht nämlich den ganzen Menschen, speziell im Hinblick auf die Konsequenzen. Die<br />

Existenz Gottes kann ich nur erkennen, wenn ich bereit bin, gegebenenfalls die Konsequenzen<br />

daraus zu ziehen. Aus den existentiellen Konsequenzen aus der Existenz Gottes erwachsen<br />

entscheidende Schwierigkeiten für den Erweis bzw. für die Erkenntnis der Existenz dieses<br />

Wesens. Die Gotteserkenntnis ist wesentlich da<strong>von</strong> mitbestimmt, ob der Mensch aufrichtig damit<br />

einverstanden ist, dass Gott in sein Leben eintritt und dieses bestimmt, ob der Mensch damit<br />

einverstanden ist, dass Gott ist 85 . Somit bedarf es hier außer den intellektuellen Desideraten der<br />

82 Julius Seiler, Das Dasein Gottes als Denkaufgabe, Luzern 1965, 270.<br />

83 Thomas <strong>von</strong> Aquin, Summa contra Gentiles, Buch I, Kap. 4; vgl. auch Jörg Splett, Gottesbeweise. Für und<br />

Wider, in: Glaubensbegründung heute. Botschaft und Lehre Veröffentlichungen des Katechetischen Institutes der<br />

Universität Graz), Graz 1970, 19 ff.<br />

84 Ebd., 20.<br />

85 Romano Guardini, Religion und Offenbarung I, Würzburg 1958, 216; vgl. Röm 1,21.

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