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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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schaften am 22. November 1951: ASie (sc. Die Gottesbeweise) gründen sich auf konkrete, <strong>von</strong><br />

den Sinnen und der Wissenschaft festgestellte Wirklichkeiten, wenn ihnen auch erst das Denk-<br />

vermögen der natürlichen Vernunft Beweiskraft verleiht@. Um die Gottesbeweise ein wenig zu<br />

relativieren, sei an das Wort des Ambrosius erinnert, das Kardinal Newman als Motto seiner<br />

Religionsphilosophie gewählt hat: ANicht in der Dialektik gefiel es Gott, sein Volk zu retten@.<br />

Wir können an die Stelle <strong>von</strong> ADialektik@ auch AGottesbeweise@ setzen 112 .<br />

Der Grund des Seins führt immer neu zum Gottesbegriff und rechtfertigt diesen. Wie kommt es,<br />

dass etwas ist und nicht nichts ist? Selbst Arthur Schopenhauer (+1860), der seinerseits<br />

dezidierter Atheist war, erklärt: AIn der Tat ist die Unruhe, welche die nie ablaufende Uhr der<br />

Metaphysik in Bewegung hält, das Bewusstsein, dass das Nichtsein dieser Welt ebenso möglich<br />

ist wie ihr Dasein@ 113 . Mit anderen Worten: die Gottesfrage ist der entscheidende Motor des<br />

fragenden Menschen.<br />

Wenn wir so auf rationalem Weg zu Gott vorstoßen bzw. seine Existenz aufweisen, so bekom-<br />

men wir ihn nicht in den Griff, gewinnen wir nicht einen adäquaten Begriff <strong>von</strong> ihm, nicht einen<br />

Begriff, der diesen seinen Gegenstand umfassend und erschöpfend aussagen würde. Durch<br />

Nachdenken erhalten wir nicht einen Begriff <strong>von</strong> Gott, wie er in sich ist, sondern nur, sofern er<br />

Endpunkt der Beziehung <strong>von</strong> den Weltdingen her ist 114 .<br />

[Um es noch einmal anders zu sagen: Immer ist es die Frage nach dem Woher bzw. nach dem<br />

Warum, die den denkenden Menschen, den Menschen der zu Ende denkt, zur Erkenntnis Gottes<br />

führt. Demgemäß erklärt Edith Stein mit Bezugnahme auf den Satz Heideggers: AEs (das Ich)<br />

selbst und sein Sein sind unentrinnbar da, es ist ein ins Dasein geworfenes@ 115 : ADamit wird aber<br />

die Frage nach dem Woher nicht aus der Welt geschafft. Man mag noch so gewaltsam versuchen,<br />

sie totzuschweigen oder als sinnlos zu verbieten - aus der Eigentümlichkeit des menschlichen<br />

112 Vgl. Gottlieb Söhngen, in: Walter Kern, Franz <strong>Joseph</strong> Schierse, Günter Stachel, Warum glau-ben?,<br />

Begründung und Verteidigung des Glaubens in neununddreissig Thesen, Würzburg 1961, 99.<br />

113 Arthur Schopenhauer, Sämtliche Werke II, Hrsg. <strong>von</strong> Paul Deussen, München 1911, 189.<br />

114 Georg Siegmund, Der Kampf um Gott, Buxheim 3 1978, 187.<br />

115 Martin Heidegger, Sein und Zeit, Freiburg 1927, 179.

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