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demonstratio christiana traktat ii - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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Prophet. Aber das ganze erhält einen vergeistigten Sinn.<br />

In Israel blieb die Vorstellung des königlichen Messias, des davidischen, dominant, während im<br />

Christentum stärker die Vorstellung des priesterlichen, des aaronitischen, und des prophetischen<br />

Messias hervortrat, weil gerade ein politisches Messiastum der Intention Jesu völlig widersprach<br />

und man diesem Missverständnis wehren wollte.<br />

Durch Umfragen hat man ermittelt, dass der Terminus AMessianismus@ spontan Vorstellungen<br />

weckt wie ABefreiung@, AErwartung@, Azeitlicher Herrscher@ oder auch, wenn auch weniger,<br />

AHeil@ oder Aendgültig befriedete Welt@ 236 .<br />

Von daher ist der Weg nicht mehr weit zu einem Sozialideal oder zu einer grundlegenden<br />

Neugestaltung der als bedrängend empfundenen Verhältnisse. Dann wird der Begriff des Messi-<br />

anischen schließlich zu einem Synonym für das Utopische.<br />

In unserer heutigen Sprache schwingt in dem Terminus Amessianische Bewegung@ etwas <strong>von</strong><br />

kollektivem Aufruhr, der <strong>von</strong> einem einzelnen Menschen ausgeht, <strong>von</strong> dem man hofft, dass er<br />

<strong>von</strong> den als Last empfundenen Gesetzen befreien und die Lebensbedingungen radikal verändern<br />

kann. In diesem Sinne hatten die großen marxistischen Revolutionen, die wir im 20. Jahrhundert<br />

kennengelernt haben, einen messianischen Impuls. Ein messianischer Impuls in diesem Sinne<br />

steht aber auch unverkennbar hinter verschiedenen Formen der Befreiungstheologie. In solchem<br />

Verständnis erscheint der Messianismus als Aeine phantastische Hoffnung, die verzweifelte, zu-<br />

weilen fanatische Volksmassen sich erheben lässt@ 237 . Solche Aufstände Aenden entweder mit<br />

einer politischen Befreiung oder häufiger mit dem Verschwinden des Führers, der Zerstreuung<br />

der Anhänger und einem erneuten Zusammensinken des erregten Volkes@ 238 .<br />

Der Messianismus ist das entscheidende Unterscheidungsmerkmal zwischen Juden und Christen.<br />

Für die Christen ist Jesus <strong>von</strong> Nazareth der angekündigte Messias, für die Juden ist er es nicht.<br />

236 Henri Cazelles, Alttestamentliche Christologie. Zur Geschichte der Messiasidee, Einsiedeln 1983, 11.<br />

237 Ebd., 10.<br />

238 Ebd., 10 f bzw. 7-11.

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