Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf
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Apotheke „Zur Universität“, Wien 9., Universitätsstraße 10<br />
Besitzerinnen der Apotheke „Zur Universität“ waren seit dem Ableben des Vorbesitzers<br />
<strong>Mag</strong>. Cäsar Axelrad im Jahr 1930 dessen Witwe Luise Axelrad und ihre Tochter Hilde<br />
Axelrad. Die Apotheke wurde seit 1933 als Witwenfortbetrieb geführt, verantwortlicher<br />
Leiter war <strong>Mag</strong>. Julius Königsberg. 793 Der Betrieb erwirtschaftete 1937 einen<br />
Jahresumsatz von RM 108.703,54 und war mit RM 25.191,98 verschuldet. 794 Am 6. April<br />
1938 wurde der spätere ‚Ariseur‘ <strong>Mag</strong>. Stephan Biegl als verantwortlicher Leiter<br />
eingesetzt 795 und ‚arisierte‘ die Apotheke „Zur Universität“ mit 1. August 1938. 796 Die<br />
Konzession für die Apotheke erhielt <strong>Mag</strong>. Biegl am 14. Oktober 1938. 797 Der Besitzwechsel<br />
wurde am 22. November 1938 von der Vermögensverkehrsstelle genehmigt, als<br />
Kaufpreis setzte diese den Betrag von RM 76.092,40 fest und schrieb eine<br />
‚Arisierungsauflage‘ von RM 45.655,40 vor. Nach Abdeckung der Betriebsverbindlichkeiten<br />
bezahlte <strong>Mag</strong>. Biegl RM 300,– bar an Luise und Hilde Axelrad sowie RM 112,70 auf ein<br />
Konto der beiden. RM 4817,36 überwies er auf ein Sperrkonto der ehemaligen<br />
Besitzerinnen bei der Pharmakred. 798 Somit erhielten Luise und Hilde Axelrad aus dem<br />
Zwangsverkauf ihrer Apotheke RM 412,70, über die sie auch verfügen konnten.<br />
Luise Axelrad wurde am 6. Mai 1942 von Wien nach Maly Trostinec deportiert und dort am<br />
11. Mai 1942 ermordet. Ihre Tochter Hilde Axelrad wurde am 24. September 1942<br />
ebenfalls aus Wien deportiert und nach Theresienstadt gebracht. Sie fiel dort am<br />
7. Dezember 1942 der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. 799 <strong>Mag</strong>. Julius<br />
Königsberg konnte 1939 nach Frankreich fliehen, sein weiteres Schicksal ist unbekannt. 800<br />
Am 1. Juli 1946 wurde <strong>Mag</strong>.ª Josefa Handl zur verantwortlichen Leiterin der Apotheke „Zur<br />
Universität“ bestellt, sie leitete die Apotheke bis zum 10. Juni 1950. 801 1948 beantragte<br />
Helene Kitay, die Erbin nach Luise und Hilde Axelrad die Rückstellung der 1938<br />
entzogenen Apotheke. Das daraufhin geführte Rückstellungsverfahren endete am<br />
793 Ebd.<br />
794 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1, <strong>Mag</strong>. Edwin Renner an Josef Bürckel vom 31.01.1939.<br />
795 Krug, Wiener Apotheken.<br />
796 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 9, 115, Anmeldung durch <strong>Mag</strong>. Stephan Biegl vom 09.11.1946.<br />
797 Krug, Wiener Apotheken.<br />
798 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 9, 115, Anmeldung durch <strong>Mag</strong>. Stephan Biegl vom 09.11.1946.<br />
799 DÖW, Die österreichischen Opfer des Holocaust, CD-Rom Datenbank, Wien 2001.<br />
800 Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 221.<br />
801 WStLA, M.Abt. 212, Kartei K 2/2, ausgeschiedene Apotheker.<br />
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