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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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Wie haben Sie persönlich den ‚Anschluß‘ 1938 erlebt?<br />

Das war furchtbar. Also als der Schuschnigg seine Abschiedsrede gehalten hat, haben<br />

meine Eltern, ich und mein Bruder zu weinen angefangen. Wir waren nicht auf dem<br />

Heldenplatz, wo dann die große Feier war, das wäre für uns gar nicht in Frage gekommen.<br />

Ich habe dann erlebt, wie die Juden und Jüdinnen das Laboratorium am<br />

Pharmazeutischen Institut räumen mussten, wie jüdische Kolleginnen zu weinen<br />

angefangen haben. Ich hab versucht zu trösten, aber natürlich ohne Erfolg. Im November<br />

1938 – ich hatte fertig studiert und war <strong>Mag</strong>ister – wurde ich, weil ich einer katholischen<br />

Studentenverbindung angehörte, am ersten Termin, der möglich war, zum Militär<br />

eingezogen.<br />

Wann war das?<br />

Das war genau am 1. April 1939. Und so hat mir der Krieg, und später die<br />

Gefangenschaft, neuneinhalb Jahre meinen Beruf gestohlen. Aber das eine muss ich<br />

sagen, man war beim Heer, ich wurde der Luftwaffe zugeteilt, und zwar als Funker, als<br />

Oberfunker, da war man von politischen Angriffen geschützt, daheim nicht. Da hat es die<br />

Hausvertrauensleute gegeben. Die sind gekommen und haben gefragt: „Warum sind Sie<br />

nicht bei der Partei?“. Seid froh, dass ihr das nicht erlebt habt.<br />

Das sind wir. Wie war das unter den Pharmazeuten, die einsetzenden ‚Arisierungen‘, gab<br />

es da Diskussionen im Stand der Pharmazeuten? Sah man das als Chance, relativ schnell<br />

einen guten Job zu bekommen oder eine Apotheke übernehmen zu können? Es sind ja<br />

doch 92 in Wien arisiert worden.<br />

Es war nicht so leicht, für die Kollegen, für die nichtjüdischen Kollegen, nicht wahr, einen<br />

<strong>Arbeit</strong>splatz zu finden. Es herrschte unter den Pharmazeuten eine große <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

und, obwohl die jüdischen Pharmazeuten wegfielen, war es nicht möglich, dass alle sofort<br />

untergebracht werden konnten. Erst als der Krieg ausbrach oder in Vorbereitung war und<br />

außer den Pharmazeuten auch Apotheker eingezogen wurden, wurden wieder Stellen frei,<br />

und die wurden dann notgedrungen durch Kolleginnen ersetzt. Aber genaues kann ich<br />

darüber nicht sagen, weil ich ja schon beim Militär war und mit dem nichts zu tun hatte.<br />

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