Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf
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3. November 1941 fünf Transporte mit je etwa 1.000 Personen von Wien abgehen<br />
sollten. 1524<br />
In den Monaten vor den Oktober-Deportationen war die Konzentration der Juden<br />
innerhalb der Stadt forciert worden, bis annähernd 90 Prozent der jüdischen<br />
Bevölkerung in drei „jüdischen Wohnbezirken“ zusammengefaßt waren, den<br />
Bezirken II, IX und XX. Mit der Einführung der Sternverordnung verschärfte sich ihre<br />
exponierte und ungeschützte Lage weiter. [...] Die Wiener Kultusgemeinde unterhielt<br />
eine Kartei ihrer Mitglieder, doch die Deportationslisten wurden von der Gestapo<br />
aufgestellt. Die Kultusgemeinde konnte in begründeten Fällen die eine oder andere<br />
Einzelperson „reklamieren“, mußte aber für Ersatz sorgen, damit das erforderliche<br />
Kontingent von jeweils 1000 Personen erfüllt wurde. [...] Die Häuser, die als<br />
Sammelstelle dienten, waren relativ klein und, um den vorhandenen Raum optimal<br />
zu nutzen, unmöbliert. Das Warten in einem solchen Haus konnte Wochen dauern,<br />
bevor die Insassen – bei Tage, in offenen Lastwagen stehend, oftmals unter dem<br />
Gespött der Straße – zum nächstgelegenen Bahnhof gebracht wurden. 1525<br />
Auch in diesen Transporten befanden sich österreichische PharmazeutInnen. Im ersten<br />
Zug dieser Deportationswelle befanden sich <strong>Mag</strong>. Josef Epstein, der am 10. Mai 1945 im<br />
Getto Litzmannstadt ermordet wurde, und Stefanie Bartel, die Frau des ehemaligen<br />
Apothekers Salomon Bartel aus Deutsch-Wagram. Stefanie Bartel wurde am 28. April<br />
1942 ebenfalls im Getto Litzmannstadt ermordet. <strong>Mag</strong>. Heinrich Grünberg und seine Frau<br />
Paula Grünberg sowie <strong>Mag</strong>. Josef Kramer befanden sich im zweiten Zug, der Wien am<br />
19. Oktober 1941 in Richtung Litzmannstadt verließ. Sie haben die Shoa nicht überlebt, ihr<br />
Todesort ist unbekannt. Am 28. Oktober 1941 verließ der vierte Zug dieser Deportationswelle<br />
Wien Richtung Litzmannstadt. In diesem befanden sich Hedwig Friedjung, die später<br />
an einem unbekannten Ort ermordet wurde, und Dr. Karl Blaskopf. Er wurde am 7. April<br />
1942 im Getto Litzmannstadt ermordet.<br />
Viele der mit diesen Transporten Verschleppten galten auf Grund der furchtbaren<br />
Lebensbedingungen im Getto bald als arbeitsunfähig und wurden ab Jänner 1942 nach<br />
Kulmhof (Chelmno) weitertransportiert, 1526 wo sie zwischen dem 4. und dem 15. Mai 1942<br />
in Gaswägen ermordet wurden. 1527<br />
1524 Vgl. Moser, Die Judenverfolgung , 28.<br />
1525 Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Bd 2., Frankfurt/Main 1999, 479f.<br />
1526 Vgl. Freund u. Safrian, Vertreibung und Ermordung, 22.<br />
1527 Vgl. Longerich, Politik der Vernichtung, 488.<br />
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