01.11.2013 Aufrufe

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Mag</strong>. Gustav Hummer und <strong>Mag</strong>. Franz Dittrich keine Konsequenzen. Im Sommer 1934<br />

sorgte allerdings der Artikel „Memento“ von <strong>Mag</strong>. Gustav Hummer in den von ihm herausgegebenen<br />

„Freien Apothekerstimmen“, der Zeitschrift des Bundes österreichischer<br />

Apotheker, für einen Skandal. <strong>Mag</strong>. Hummers Artikel war ein kritischer Nachruf auf den<br />

beim nationalsozialistischen Putschversuch am 25. Juli 1934 ermordeten Bundeskanzler<br />

Engelbert Dollfuß. In seinem Artikel bagatellisierte er den Putschversuch, bezeichnete den<br />

Tod Dollfuß’ als nicht geplanten Zwischenfall und stellte dessen Politik als unglücklich und<br />

dessen Schicksal als unvermeidlich dar. Als Reaktion des austrofaschistischen<br />

Ständestaates auf diesen Artikel wurden die „Freien Apothekerstimmen“ verboten und<br />

<strong>Mag</strong>. Hummer musste als Obmann des Wiener Apotheker-Hauptgremiums, der<br />

Versicherungsanstalt der Pharmazeuten und der Pharmazeutischen Gehaltskasse für<br />

Österreich im Oktober 1934 zurücktreten. Als neuer Obmann wurden Dr. Hans Portisch<br />

und zum neuen Vizeobmann <strong>Mag</strong>. Robert Paul gewählt. 159 Außer dem Rücktritt von<br />

<strong>Mag</strong>. Hummer hatte dieser Skandal vorerst keine weiteren Auswirkungen auf die <strong>Arbeit</strong><br />

der Pharmazeutischen Gehaltskasse. Eine vom 3. bis 14. September 1934 durchgeführte<br />

Überprüfung der wirtschaftlichen Gebarung der Gehaltskasse durch den Rechnungshof<br />

kann allerdings ebenso wie der erzwungene Rücktritt <strong>Mag</strong>. Hummers als Reaktion der<br />

Regierung auf die vorangegangenen Ereignisse des Sommers 1934 gedeutet werden.<br />

Zwar brachte diese Untersuchung keine schwerwiegenden Verfehlungen der<br />

Verantwortlichen in der Gehaltskasse zum Vorschein, deckte aber immerhin einige<br />

Ungereimtheiten auf und setzte den Vorstand unter Druck. Beanstandet wurde unter<br />

anderem, dass der Bruder des zu dieser Zeit noch amtierenden Obmanns <strong>Mag</strong>. Gustav<br />

Hummer, Dr. Günther Hummer, und dessen beider Schwager, Dr. Josef Walters, sowohl<br />

kontrollierende Tätigkeiten ausübten als auch gleichzeitig in der Versicherungsanstalt als<br />

behandelnde Ärzte fungierten. So war Dr. Günther Hummer Chefarzt und Dr. Josef<br />

Walters Chefzahnarzt der Versicherungsanstalt für Pharmazeuten. Auch die recht<br />

undurchsichtigen finanziellen Transaktionen zwischen Versicherungsanstalt und<br />

Pharmazeutischer Gehaltskasse wurden beanstandet. Ferner brachte die Überprüfung<br />

durch den Rechnungshof zahlreiche Kreditvergaben an einzelne ApothekerInnen zu Tage,<br />

die aber als ordnungsgemäß abgewickelt qualifiziert wurden. Die Bücher und die<br />

Gebarung der Versicherungsanstalt wurden abschließend als im Großen und Ganzen<br />

korrekt bezeichnet. Trotzdem findet sich in einer internen ministeriellen Note die<br />

159 Ebd., Kt. 2179, 73556-34, 29702-35 u. 26973-35; vgl. Otto Nowotny, Die österreichischen pharmazeutischen<br />

Zeitschriften in Vergangenheit und Gegenwart, in: ÖAZ, Nr. 51/52(1981), 1008.<br />

61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!