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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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zuerst. Wenn dann noch Platz frei war … Also das war damals sicher schwierig eine<br />

Stellung zu bekommen. Mein Vater wusste das, ich wusste das. Aber ich habe gesagt,<br />

dass ist mir ganz egal, ich möchte Apotheker werden. Ich möchte Pharmazie studieren.<br />

Und mein Vater hat gesagt: „Studier’, was du glaubst, was dein Lebensberuf werden kann,<br />

ich hätte vielleicht lieber gehabt, dass du Jus studierst.“ Weil mein Vater Jurist war, nicht<br />

wahr, „aber wenn du glaubst, dass das deine Lebenserwartung ist, dann studier’ das“.<br />

Sie haben vorher die Rolle von Franz Dittrich nach 1945 angesprochen. Gab es da unter<br />

Apothekenbesitzern und Assistenten Diskussionen darüber? Wurde das thematisiert?<br />

Teilweise. Ich kann mich erinnern, ich war schon standespolitisch tätig, da war ich bei<br />

einer Sitzung, bei der waren sowohl Angestelltenvertreter als auch Besitzer anwesend. Da<br />

war auch der Obernazi, der erwähnte, der war auch bei der Sitzung. Er sagte: „Ich glaube,<br />

wir brauchen nicht länger diskutieren, wir haben alle dieselbe Meinung, es kann als<br />

angenommen gelten.“ Ein Kollege, und zwar war das ein Kollege aus Baden, dreht sich<br />

plötzlich um, schaut ihn an und sagt zu ihm: „Das ist ein Nazischwein, setzten Sie sich mal<br />

nieder, Sie müssen zur Kenntnis nehmen, wir leben nicht in einer Diktatur, wir leben in<br />

einer demokratischen Gesellschaft, in der wird abgestimmt, setzen Sie sich nieder und<br />

halten Sie ihre Goschn.“ Dittrich hat kein Wort darauf gesagt und hat sich niedergesetzt.<br />

Also es wurde nicht totgeschwiegen, es wurde schon darüber gesprochen?<br />

Wenn es notwendig war, ja. … Mit Dittrich hab ich einmal eine Auseinandersetzung<br />

gehabt, und zwar wegen der Bibliothek. In der Bibliothek stehen da zwei Betten, schön<br />

überzogen. Ich sage: „Was ist denn da los?“ Und da kam die Antwort: „Ja, Herr<br />

Kammerpräsident, da sind zwei Flüchtlinge aus Ostdeutschland, und ob die da bitte wohl<br />

schlafen können.“ Und da habe ich gesagt: „Na hört’s, ihr habt’s genug Räume da drüben,<br />

tut’s in euren Sitzungszimmern die Betten aufstellen, aber das ist kein Hotel hier.“ Am<br />

nächsten Tag waren die Betten verschwunden.<br />

Sie haben gesagt, sie sind später dann in der Standespolitik tätig geworden, ab wann war<br />

das ungefähr?<br />

Das hat folgendermaßen begonnen: Ich war noch Aspirant, und bei Lohnverhandlungen<br />

sind alle Löhne für die Angestellten erhöht worden, nur die Löhne für die Aspiranten nicht.<br />

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