01.11.2013 Aufrufe

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

5.3. ‚Arisierung‘ und Rückstellung von Apotheken in Oberösterreich<br />

Apotheke „Zum Schutzengel“, Ebensee, Kirchengasse 1<br />

Besitzer und Konzessionär der Apotheke „Zum Schutzengel“ war seit 1920 Dr. Sigmund<br />

Berger. 1449 Die Apotheke wies 1937 einen Jahresumsatz von RM 65.284,66 auf und war<br />

schuldenfrei. 1450 Schon kurz nach dem ‚Anschluß‘ wurde Apotheker Dr. Berger Opfer eines<br />

brutalen Angriffs der NationalsozialistInnen:<br />

In der Nacht vom 16. auf den 17. März 1938 wurde mein Mann während der<br />

Ausübung seines Berufes in der Apotheke von zwei uniformierten Männern<br />

überfallen, eine Stunde lang auf das Schwerste misshandelt, mit Füssen getreten,<br />

mit Sesseln und Briefbeschwerern so traktiert, dass ihm drei Zähne eingeschlagen<br />

wurden. Außerdem wurde von ihm die Bezahlung eines Betrages von S 2.000,–<br />

gefordert. Ebenso wurden Waren ohne Bezahlung mitgenommen. Erst nach dem<br />

Erscheinen des im Hause wohnenden Parteigenossen Miro Dufek entfernten sich<br />

die Täter. [...] Am nächsten Morgen musste mein Mann über Aufforderung des<br />

Bürgermeisters von Ebensee zu Gunsten der Ortsarmen eine Spende von S 2.000,–<br />

erlegen. [...] Die Ereignisse dieser Nacht übten auf den Gemütszustand meines<br />

Mannes einen solchen Eindruck, dass er in den Vormittagsstunden einen<br />

Selbstmordversuch unternahm und in schwer bewusstlosem Zustande in das Spital<br />

in Bad Ischl eingeliefert wurde, wo er nur durch besondere Aufopferung der Ärzte<br />

wieder zum Leben erweckt wurde. 1451<br />

Auf Intervention des Gauleiters für Oberdonau, August Eigruber, beim Ministerium für<br />

Innere und Kulturelle Angelegenheiten im August 1938 wurde die Apotheke „Zum<br />

Schutzengel“ von der Vermögensverkehrsstelle dem ‚illegalen‘ Nationalsozialisten und SS-<br />

Untersturmführer 1452 <strong>Mag</strong>. Josef Degenberger zur ‚Arisierung‘ zugewiesen. 1453 Die<br />

Vermögensverkehrsstelle setzte für die Apotheke einen Kaufpreis von RM 45.699,26 fest<br />

und verfügte davon eine ‚Arisierungsauflage‘ von RM 30.419,56. Dr. Sigmund Berger<br />

1449 Kurt Ryslavy, Geschichte der Apotheken Oberösterreichs, Wien 1990, 78.<br />

1450 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1, <strong>Mag</strong>. Edwin Renner an Josef Bürckel vom 31.01.1939.<br />

1451 LAOÖ, Arisierungen, 2/12 Berger Sigmund, Rosa Berger an Josef Bürckel vom 27.07.1938, zit. n.: Daniela<br />

Ellmauer u. Regina Thumser (Historikerkommission, Hg.), „Arisierungen“, beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen<br />

und Entschädigungen in Oberösterreich, Wien 2002, 109f.<br />

1452 ÖStA, AdR 03, BMfsV, Sektion V (Volksgesundheit) 1946, Kt. 6, V-162.557-15/45, StAfsV an die Allierte<br />

Kommission für Österreich vom Dezember 1945.<br />

1453 Vgl. Ellmauer u. Thumser, Oberösterreich, 50.<br />

218

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!