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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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heftig an, dass diese die Versammlung aus Protest frühzeitig verließen. Er kritisierte die<br />

Unsicherheit des Rechtsschutzes auf dem Gebiet des Apothekerwesens sowie die<br />

Tätigkeit der österreichischen Heilmittelstelle und schloss seine Rede mit der Forderung,<br />

das Apothekerwesen wieder in den Zuständigkeitsbereich des Innenministeriums<br />

einzugliedern. Die Regierung reagierte auf die Veröffentlichung dieser Rede in der<br />

Pharmazeutischen Presse, indem sie diese Nummer der Zeitschrift beschlagnahmen<br />

ließ. 164<br />

In den historischen Betrachtungen der Geschichte der Pharmazeutischen Gehaltskasse<br />

der 1930er-Jahre ist festzustellen, dass die Entwicklung dieser Institution einerseits von<br />

den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 und andererseits von der politischen<br />

Zäsur 1933 geprägt war. Während der Vorstand der Gehaltskasse bis 1933 trotz<br />

zahlreicher Streitigkeiten und Konflikte zwischen den <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen und<br />

<strong>Arbeit</strong>geberInnen den Ausbau an sozialen Errungenschaften fortführen konnte, ist ab 1933<br />

in dieser Hinsicht auch durch die Umstellungen und Reformen der Berufsstände im<br />

austrofaschistischen Staat eine Stagnation zu bemerken. Es entsteht weiters der Eindruck,<br />

dass die Funktionäre der Gehaltskasse zwar bemüht waren, die sozialen<br />

Errungenschaften zu erhalten und das tägliche Geschäft der Institution zu gewährleisten,<br />

aber die gleichzeitige Führungsposition vieler Vorstandsmitglieder in anderen<br />

Standesorganisationen und die damit verbundenen Verwicklungen in politische<br />

Streitigkeiten, Skandale und Bemühungen, die Sonderstellung des Apothekerstandes zu<br />

erhalten, sie daran hinderten, ihre <strong>Arbeit</strong> voll und ganz auf die Gehaltskasse zu<br />

konzentrieren. Auch die durch die Machtergreifung der Vaterländischen Front und die<br />

Ausschaltung des österreichischen Parteienstaats ausgelöste Welle an Anzeigen,<br />

Denunziationen und Beschwerden gegenüber den Vorstandmitgliedern war für die<br />

Entwicklung der Gehaltskasse ab 1933 nicht förderlich. Die wirtschaftliche Krisensituation<br />

Mitte der 1930er-Jahre bedingte eine hohe <strong>Arbeit</strong>slosigkeit und ließ den Unmut vieler<br />

AssistentInnen steigen. Diese begannen bald damit, die Standespolitik des<br />

Reichsverbandes und die Politik der Gehaltskasse zu hinterfragen. Auch die großzügige<br />

Entlohnung und dubiose Geschäfte der leitenden Funktionäre halfen nicht, das Vertrauen<br />

der AssistentInnen in die Gehaltskasse zu stärken. Die von Otto Nowotny festgestellte<br />

nationalsozialistische Unterwanderung des Reichsverbandes ab 1929 steht in enger<br />

164 Vgl. Franz Dittrich, Bericht zur Hauptversammlung des Pharmazeutischen Reichsverbandes für Österreich, in:<br />

Pharmazeutische Presse, Nr. 21/22 (1937), o.S.; ÖStA, AdR, BMfsV, Kt. 2279, 55 333/37, IV-60282-10/37.<br />

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