Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf
Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf
Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Apotheker in die Gewerkschaft der Angestellten eingegliedert und 1933 durch die<br />
NationalsozialistInnen aufgelöst. <strong>Mag</strong>. Erich Peiser floh nach Österreich und wurde<br />
Mitbesitzer an der Apotheke „Zum heiligen Geist“. 297<br />
Am 18. März 1938 musste <strong>Mag</strong>. Peiser seinen Anteil an der Apotheke um RM 30.000,– an<br />
Richard Kurtics verkaufen, der diesen Anteil am 5. April 1938 an Louise Schäffer<br />
weiterveräußerte. 298 Später wurde der Kaufpreis für diesen Geschäftsanteil auf<br />
RM 10.992,22 vermindert, von dem die Vermögensverkehrsstelle RM 6.595,42 als<br />
‚Arisierungsauflage’ einbehielt. Die restlichen RM 4.396,88 gingen an <strong>Mag</strong>. Peiser. 299 Am<br />
1. April 1938 wurde Dr. Eduard Schäffer im Auftrag des Pharmazeutischen Reichsverbandes<br />
als verantwortlicher Leiter der Apotheke eingesetzt. Der 90-prozentige Anteil an<br />
der Apotheke blieb vorerst im Besitz des Pharmazeutischen Reichsverbandes für<br />
Österreich. Als mit Verfügung des Stillhaltekommissars Albert Hoffmann am 8. August<br />
1938 auch der Pharmazeutische Reichsverband aufgelöst wurde, wurde sein<br />
Vereinsvermögen, sohin auch der Anteil an der Apotheke „Zum Heiligen Geist“, dem<br />
Bezirksverband Donauland der Deutschen Apothekerschaft übertragen. 300 Diese verkaufte<br />
den Geschäftsanteil am 28. Mai 1940 um RM 270.000,– an Dr. Eduard Schäffer. Der Kaufpreis<br />
entsprach der Verpflichtung, die der Pharmazeutische Reichsverband für Österreich<br />
1937 zum Kauf seines 90-prozentigen Anteiles bei der Pharmakred eingegangen war, die<br />
aushaftende Schuld wurde von Dr. Schäffer übernommen. 301 Da Louise Schäffer am<br />
11. Juni 1941 ihren 10-prozentigen Anteil an der Apotheke per Notariatsakt unentgeltlich<br />
ihrem Gatten abtrat, war Dr. Eduard Schäffer ab diesem Zeitpunkt Alleininhaber der<br />
Apotheke „Zum Heiligen Geist“. 302<br />
<strong>Mag</strong>. Erich Peiser floh nach dem ‚Anschluß‘ aus Österreich und wurde nach einer Odysee<br />
durch Belgien, Frankreich und Italien in einem französischen Lager interniert. Von dort<br />
gelang es ihm später, in die Schweiz zu entkommen. 303 Nach Beschluss des Dritten<br />
Rückstellungsgesetzes im Februar 1947 machte <strong>Mag</strong>. Erich Peiser – er hatte sich nach<br />
Basel in Sicherheit bringen können – seinen Anspruch auf Rückstellung seines Anteils an<br />
297 Vgl. ebd., 30 sowie 118.<br />
298 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 1, 1314, Anmeldung durch Dr. Eduard Schäffer vom 13.11.1946.<br />
299 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1, <strong>Mag</strong>. Edwin Renner an Josef Bürckel vom 31.01.1939.<br />
300 Wiener Pharmazeutische Wochenschrift, Nr. 34 (1938), 27.<br />
301 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 1, 1314, Enderkenntnis vom 23.06.1950.<br />
302 Ebd., Anmeldung durch Dr. Eduard Schäffer vom 13.11.1946.<br />
303 Vgl. Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 118.<br />
94