01.11.2013 Aufrufe

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zwei Wiener Apotheker setzten sich mit Hilfe des Rechtsanwalts Dr. Josef Gutwenger – er<br />

brachte Ende Dezember 1938 bei Gauleiter Bürckel eine entsprechende Beschwerde ein<br />

– erfolgreich gegen die geplanten Enteignungen zur Wehr. 234 Im ersten Fall wurde, da der<br />

betroffene Apotheker erfolgreich darauf verwies, dass er ‚arischer‘ Abstammung sei, sein<br />

Einspruch von der Vermögensverkehrsstelle im September 1939 akzeptiert. 235 Im zweiten<br />

Fall hatte die Beschwerde erst nach der Scheidung des Apothekers von seiner jüdischen<br />

Frau und der Übertragung ihres Anteils und des Anteils der gemeinsamen Tochter an der<br />

Apotheke sowie der Konzession auf den Schwiegersohn Erfolg. 236 Einer dritten Eingabe<br />

Gutwengers zu Gunsten eines Apothekers in Niederösterreich war letztlich kein Erfolg<br />

beschieden. Wohl gab das Reichsministerium des Inneren im Februar 1940 der<br />

Beschwerde gegen die ‚Arisierung‘ der Apotheke recht, die betroffene Familie war<br />

allerdings schon vor dieser Entscheidung aus ihrer Heimatgemeinde vertrieben worden<br />

und zog es vor, Konzession und Betrieb zu veräußern, um weiteren Verfolgungen zu<br />

entgehen. 237<br />

Die Anzahl der ‚arisierten‘ Apotheken in Österreich beläuft sich nach unseren Erhebungen<br />

auf insgesamt neunzig. Ausgangspunkt dieser Erhebungen war eine von <strong>Mag</strong>. Edwin<br />

Renner wahrscheinlich Ende Dezember 1938 erstellte Liste ‚arisierter‘ Apotheken, die<br />

allerdings auch noch die oben erwähnten Beschwerdefälle enthält. Von den ‚arisierten‘<br />

Apotheken befanden sich 78 allein in Wien, zwölf weitere in den Bundesländern<br />

Niederösterreich (7), Oberösterreich (2), dem Burgenland (2) und der Steiermark (1). 238 Im<br />

Jänner 1939 bezifferte <strong>Mag</strong>. Edwin Renner in einem Bericht an den Gauleiter Josef<br />

Bürckel das finanzielle Gesamtmaß dieser ‚Arisierungsaktion‘ mit RM 3,876.820, wobei<br />

über die ‚Arisierungsauflagen‘ dem Deutschen Reich rund RM 1,783.828 zukamen. 239<br />

Für die weitere Erforschung der Vermögensentziehungen und Berufsschädigungen<br />

innerhalb der österreichischen Apothekerschaft dienten diese Zahlen als Grundlage und<br />

Richtlinie. Dies deshalb, da andernorts vorhandene Zahlenangaben oft widersprüchlich<br />

234 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1.<br />

235 Ebd.<br />

236 Ernestine Krug, Die Wiener Apotheken im 20. Jahrhundert. Erarbeitet nach den Akten der Gehaltskasse der<br />

Österreichischen Apothekerkammer, Wien 1977, ohne Seitenzahlen.<br />

237 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, AZ 2160/14/1; vgl. Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 74.<br />

238 Ebd. Die Liste von <strong>Mag</strong>. Edwin Renner sieht im Detail etwas anders aus, da hierfür die damals gültigen<br />

Gaugrenzen – Gau Groß-Wien, das Burgenland aufgeteilt zwischen Niederdonau und Steiermark – zu Grunde gelegt<br />

wurden. Obige Zahlen richten sich nach den heutigen Landesgrenzen.<br />

239 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, AZ 2160/14/1.<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!