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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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In den 1930er-Jahren stellte sich die Apothekerschaft als verkammerte und staatlicherseits<br />

stark kontrollierte und reglementierte Berufsgemeinschaft dar, in deren Gremialordnungen<br />

noch der alte Zunftgeist herrschte. 193 PharmazeutInnen galten als Angehörige eines Freien<br />

Berufs, waren allerdings sowohl als selbstständige ApothekerInnen als auch als<br />

Angestellte tätig. Der Anteil der Angestellten betrug dabei sechzig Prozent.<br />

4.4. Jüdische PharmazeutInnen in Österreich von der Gewerbefreiheit<br />

1860 bis zum ‚Anschluß‘ 1938<br />

In Österreich-Ungarn gab es vor 1829 kein Gesetz, das Juden den Zugang zum<br />

Apothekerberuf verwehrte. Erst eine allerhöchste Entschließung von Kaiser Franz I. vom<br />

16. Mai 1829 bestimmte, dass Juden die Ausübung des Apothekergewerbes nicht erlaubt<br />

sei. 194 Diese Entschließung und alle ähnlichen Verfügungen wurden am 10. Jänner 1860<br />

von Kaiser Franz Joseph I. wieder aufgehoben. 195 Die Freigabe des pharmazeutischen<br />

Gewerbes im Jahr 1860 und die endgültige rechtliche Gleichstellung aller StaatsbürgerInnen<br />

durch das Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 196 – die bürgerlichen<br />

Rechte waren darin nicht mehr an das Religionsbekenntnis gebunden – führten vor allem<br />

in der Residenzstadt Wien zu einer wachsenden Zahl von ApothekerInnen jüdischer<br />

Herkunft, sodass sie um 1900 ungefähr zehn Prozent aller ApothekerInnen in Wien<br />

stellten. 197<br />

Zwischen 1900 und 1938 stieg die Zahl der Apotheken in Wien von 109 auf 222, von<br />

denen ungefähr ein Drittel als jüdisches Eigentum galt. 198 Der Zuwachs jüdischer<br />

PharmazeutInnen und ApothekenbesitzerInnen in Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

liegt in der Migration vieler jüdischer BürgerInnen der Donaumonarchie aus den östlichen<br />

Provinzen in die Reichshauptstadt Wien begründet. Mit Ende des ersten Weltkrieges<br />

wurde diese Binnenmigration noch durch Fluchtbewegungen aufgrund der Kriegshandlungen<br />

verstärkt. Ein Großteil der nach Wien zugewanderten jüdischen<br />

193 Vgl. Otto Nowotny, 50 Jahre Österreichische Apothekerkammer, in: ÖAZ, Nr. 19 (1997), 885.<br />

194 Vgl. Leopold Hochberger, Die Geschichte des Wiener Apotheker-Hauptgremiums. Geschichte der Apotheken und<br />

des Apothekerwesens in Wien von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Bd. 3, Teil II, Wien 1930, 53.<br />

195 Vgl. Hochberger, Wiener Apotheker-Hauptgremium, 76.<br />

196 RGBl. 142/1867.<br />

197 Vgl. Frank Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker: Emanzipation, Emigration, Restitution. Die Geschichte<br />

deutscher und österreichisch-ungarischer Pharmazeuten, Frankfurt/Main 1999, 69.<br />

198 Vgl. ebd., 71.<br />

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