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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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Waren Sie da eher ein Einzelfall, oder war das generell eher leicht für heimkehrende<br />

Pharmazeuten, in den Beruf wieder einzusteigen?<br />

An und für sich, war es so, dass sehr viele Pharmazeuten, die für die Militärapotheken<br />

eingezogen worden waren, zurückkamen und dadurch die leeren Stellen genutzt wurden.<br />

Außerdem haben viele das unterbrochene Pharmaziestudium wieder aufgenommen und<br />

zu Ende geführt. Das muss man sagen: Es war verschieden in den vier Besatzungszonen.<br />

Also Niederösterreich und Teile von Oberösterreich waren ja russisch. Also wie es da war,<br />

das weiß ich nicht, ich hatte ja mit der Standespolitik noch nichts zu tun. Ich kam erst<br />

später dazu.<br />

Haben Sie im Laufe der Zeit jüdische Kollegen und Kolleginnen kennen gelernt, die nach<br />

1945 nach Österreich zurückgekommen sind?<br />

Nein. Ich war mit einer jüdischen Familie, die in einem Haus gegenüber von uns gewohnt<br />

haben und die vier Kinder hatten, zwei sind mit uns in die Schule gegangen, befreundet,<br />

und die waren plötzlich über Nacht verschwunden. Und als ich beim Militär war, bekam ich<br />

einen Brief mit Zensur-Stempel von ihnen, in dem sie ganz genau ihre Flucht über die<br />

Schweiz, Frankreich nach Argentinien geschildert haben. Mich hat dass gewundert, dass<br />

ich diesen Brief bekommen habe, es wurde ja zensuriert. Auf dem Brief war der Zensur-<br />

Stempel, aber es wurde nichts darin durchgestrichen. … Also ich stand dann auch,<br />

nachdem ich aus dem Krieg zurückgekommen bin, wieder mit ihnen in Verbindung. … Sie<br />

kamen aber nicht zurück. Sie haben es sehr schwer gehabt. Der eine von ihnen war, als er<br />

noch in Wien lebte, er hatte Hotelfach studiert, im berühmten Hotel Meisel und Schaden<br />

beschäftigt. Er bekam dann in Argentinien, weil er viele Sprachen konnte, eine Anstellung<br />

als Portier und konnte sich durch Fleiß und <strong>Arbeit</strong> später selbstständig machen. Wenn Sie<br />

die Briefe interessieren, ich kann sie einmal mitbringen.<br />

Wir haben noch nichts darüber gefunden, aber was uns auch interessieren würde ist, ob<br />

sie auch jemanden kannten, der nach 1945 aus dem Sudetenland vertrieben worden ist<br />

und in Österreich dann als Pharmazeut arbeiten wollte?<br />

Die haben ja keinen Platz bekommen. … Also ich weiß es, weil ich mit Flüchtlingen in<br />

Verbindung war. Nicht mit Flüchtlingen aus dem Sudetenland, sondern die waren aus<br />

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