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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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Gab es Probleme, weil viele Pharmazeuten Berufsverbot bekommen haben nach 1945?<br />

Weil sie nationalsozialistisch tätig waren?<br />

Apotheker, die ‚arisiert‘ hatten, bekamen zunächst Berufsverbot. Das weiß ich von einigen.<br />

Im Jahre 1945 wurde im Parlament das Nationalsozialistengesetz beschlossen und da gab<br />

es dann verschiedene Stufungen für die Strafmaßnahmen, von Sühnezahlungen bis zum<br />

Berufsverbot. Die Sühnezahlungen wurden dann, glaube ich, bald eingestellt. Ich musste<br />

nichts zahlen, nicht wahr, meine Frau auch nicht. Ich weiß aber, dass mein damaliger<br />

Chef, der auch im 19. Bezirk wohnte, Berufsverbot hatte. Merkwürdig ist nur, dass die<br />

Obernazi in der Nazizeit, zum Beispiel Dittrich, oder, jetzt fällt mir der Name nicht ein, also<br />

der, sozusagen der Gauapotheker…<br />

Schweder<br />

Ja, der Schweder. Die hatten also kein Berufsverbot und waren dann erstaunlicherweise<br />

schon nach fünf Jahren standespolitisch wieder tätig und nach spätestens sieben Jahren<br />

wieder Präsident oder Vorsitzender, sei es vom Apothekerverein, sei es vom Verband oder<br />

in der Apothekerkammer. Es waren leider sehr viele Apotheker Parteimitglieder. Dazu<br />

muss ich aber bemerken, dass sie schon wie der Kardinal Innitze aus dem Sudetengebiet<br />

stammten und geglaubt haben, man muss sich dankbar erweisen, dass die Gebiete der<br />

Sudetendeutschen durch Hitler befreit wurden. Aber für mich war das kein Problem.<br />

Sie haben den Franz Dittrich angesprochen. Wie beurteilen Sie ihn persönlich, seine<br />

Rolle, oder wie können Sie sich das erklären? Er hat ab den 1920-Jahren bis in die<br />

1960er-Jahre eine erstaunliche Kontinuität bewiesen.<br />

Na, also in den 20er-Jahren gab es ein Überangebot an Pharmazeuten und<br />

Pharmazeutinnen, teilweise waren das Flüchtlinge, darunter auch viele Flüchtlinge, die<br />

aus Russland, aus der Ukraine, also aus den östlichen Ländern nach Wien gekommen<br />

sind. Sie bekamen – da sie sehr zusammenhalten – in jüdischen Apotheken leicht<br />

Aufnahme. Ansonsten wurde festgelegt, wie viele Aspiranten im Jahr von einer Apotheke<br />

aufgenommen werden dürfen und wie viele Apotheker, angestellte Pharmazeuten. Das<br />

war also genau festgelegt. Davon hatten aber viele nichts, denn in diesem Kontingent<br />

waren auch die Söhne oder Töchter von Apothekenbesitzern enthalten und die kamen<br />

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