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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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echt an der Apotheke besitzen und nach deren Ableben die Apotheke in das Eigentum<br />

der Israelitischen Kultusgemeinde Wien übergehen sollte. 307 Konzessionärin der Apotheke<br />

war seit 1931 <strong>Mag</strong>.ª Bronislawa Friedmann. 308 Die Apotheke erwirtschaftete 1937 einen<br />

Jahresumsatz von RM 93.333,33 und war schuldenfrei. 309 Im September 1938 wurde der<br />

‚illegale‘ Nationalsozialist 310 und spätere ‚Ariseur‘ <strong>Mag</strong>. Josef Ehrlich zum verantwortlichen<br />

Leiter der Apotheke bestellt, der im selben Monat eine Standortverlegung der Apotheke<br />

nach Wien 1, Franz Josefskai 47, beantragte. 311 Bei der Finalisierung dieser Enteignung<br />

kam es allerdings zu Kompetenzdifferenzen innerhalb der NS-Bürokratie. So sah sich die<br />

Vermögensverkehrsstelle für die ‚Arisierung‘ des Betriebes zuständig, setzte den Kaufpreis<br />

mit RM 65.300,– fest und schrieb eine ‚Arisierungsauflage‘ von RM 39.200,– vor. Mit dem<br />

Argument, dass Stiftungen in seine Kompetenz fielen, nahm der Stillhaltekommissar für<br />

Vereine, Organisationen und Verbände Albert Hoffmann gegen diese Regelung Stellung<br />

und verlangte, dass der gesamte Kaufpreis für die Apotheke der in seinem Einflussbereich<br />

gelegenen Allgemeinen Stiftung für jüdische Fürsorge – eine zur Aufnahme des<br />

Vermögens liquidierter jüdischer Stiftungen dienende Einrichtung – zuzufallen hätte. 312<br />

Albert Hoffmann konnte sich durchsetzten und <strong>Mag</strong>. Josef Ehrlich bezahlte 40 Prozent des<br />

Kaufpreises bei Übernahme der Apotheke und den Rest in Monatsraten zu RM 333,33 313<br />

an den Unterbevollmächtigten des Stillhaltekommissars, den Rechtanwalt Dr. Ludwig<br />

Mattausch. 314 Die Konzession für die Apotheke „Zum Kronprinz Rudolf“ erhielt <strong>Mag</strong>. Josef<br />

Ehrlich am 23. Februar 1939. 315<br />

<strong>Mag</strong>.ª Bronislawa Friedmann konnte 1939 fliehen 316 und emigrierte nach Venezuela. 317<br />

Auch <strong>Mag</strong>. Wilhelm Szapu konnte sich 1939 in Sicherheit bringen und floh nach Palästina,<br />

wo er wieder als Apotheker tätig wurde. Er kehrte 1948 nach Wien zurück. 318<br />

Am 17. April 1945 wurde die Apotheke „Zum Kronprinz Rudolf“ an ihrem neuen Standort<br />

307 Vgl. Angelika Shoshana Duizend Jensen (Historikerkommission Hg.), Jüdische Gemeinden, Vereine, Stiftungen<br />

und Fonds. „Arisierung“ und Restitution, Wien 2002, 112f.<br />

308 Fritsch, Pharmazie, 33f.<br />

309 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1, <strong>Mag</strong>. Edwin Renner an Josef Bürckel vom 31.01.1939.<br />

310 WStLA, M.Abt. 212, Kartei K 2/3, verstorbene Apotheker A–Z.<br />

311 Wiener Pharmazeutische Wochenschrift, Nr. 39 (1938), 103.<br />

312 Vgl. Duizend Jensen, Jüdische Gemeinden, 113.<br />

313 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 1, 249, Anmeldung durch <strong>Mag</strong>. Josef Ehrlich vom 12.11.1946.<br />

314 Vgl. Duizend Jensen, Jüdische Gemeinden, 113.<br />

315 WStLA, M.Abt. 212, Kartei K 2/3, verstorbene Apotheker A–Z.<br />

316 Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 219.<br />

317 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 1, 249, Vergleich vom 23.07.1952.<br />

318 Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 219.<br />

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