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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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GEORG KRIS, mit allen möglichen versteckten und offenen Drohungen zu<br />

veranlassen versucht, durch Verkauf das Unternehmen zu arisieren. Die<br />

Gesellschafter versuchten anfänglich, diesen gezwungenen Verkauf trotz<br />

Drohungen hinauszuschieben, als aber die Drohungen immer stärker wurden und<br />

schließlich alle 3 Gesellschafter grundlos in „Schutzhaft“ genommen wurden,<br />

mussten die drei Gesellschafter dem Drucke, unter dem sie standen, weichen und<br />

sich zu einem Verkauf der obigen Unternehmen zu solchen Bedingungen verstehen,<br />

zu welchen sie freiwillig niemals ihre Zustimmung gegeben hätten. Den<br />

Gesellschaftern wurde ein „Kaufvertrag“ zur Fertigung vorgelegt, wonach die<br />

Gesellschafter sich verpflichten mussten, die obigen Unternehmen samt allen<br />

Aktiven den „Käufern“ gegen Bezahlung der Passiven zu überlassen. Die<br />

Unternehmungen hatten damals, laut Schätzung über Veranlassung der<br />

Steuerbehörde mit Stichtag 1.1.1938, einen Wert von ca. S 1,800.000,– , dem<br />

gegenüber Passiva der Unternehmen von ca. S 600.000,– standen. Die „Käufer“<br />

erstanden sohin die Unternehmen um ein Drittel des Schätzwertes. Die<br />

Gesellschafter selbst gingen völlig leer aus diesen glänzend von ihnen bis dahin<br />

geführten Unternehmen aus. 245<br />

Besagte Käufer waren der Sohn des erwähnten Kommissarischen Verwalters Oskar<br />

Teufel, Dr. Harald Teufel – ein mehrfach dekoriertes ‚illegales‘ Mitglied der NSDAP – und<br />

Dkfm. Nikolaus Bujas, ein Geschäftsmann aus Herzogenburg. 246 Der von Anna Kris<br />

erwähnte Kaufvertrag wurde am 3. Oktober 1938 in Form eines Gedenkprotokolls errichtet<br />

und am 5. Oktober 1938 von der Vermögensverkehrsstelle genehmigt. Diese setzte den<br />

Kaufpreis vorerst mit RM 393.528,– fest, was den von Anna Kris erwähnten Passiven der<br />

Unternehmungen entsprach. Durch die Übernahme einer weiteren Steuerforderung durch<br />

die ‚Ariseure‘ erhöhte sich der Kaufpreis letztlich auf effektive RM 439.348,–. Die<br />

ehemaligen jüdischen BesitzerInnen erhielten nichts aus dem Zwangsverkauf ihrer<br />

Unternehmungen. 247<br />

Helene, Georg und Stefan Kris konnten 1938 mit ihren Familien vor den NationalsozialistInnen<br />

fliehen und emigrierten nach Shanghai, 248 wo Stefan Kris am 13. Mai 1944<br />

verstarb. Helene Kris und Georg Kis verstarben ebenfalls in Shanghai, erstere am 8.<br />

245 Ebd., Unterstreichungen im Original.<br />

246 Krug, Wiener Apotheken; WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 1, 527, Anna Kris an das BM f. Eigentumskontrolle<br />

und Planwirtschaft vom 15.11.1946.<br />

247 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 1, 829, Anmeldung durch Karoline Eichinger vom 14.11.1946.<br />

248 Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 221.<br />

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