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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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Auch diese zweite Transaktion wird von Dr. Freudenfeld wesentlich anders dargestellt:<br />

Das Haus mußte ich im Juni 1938 an Herrn Franz Dittrich laut beiliegendem<br />

Kaufvertrag für 19.000 Mark verkaufen. Den Kaufvertrag mußte ich während meiner<br />

Haft im Polizeigefängnis Wien IX unterschreiben. Ich habe von Herrn Dittrich ca<br />

30.000 Mark erhalten, doch weiß ich im Augenblick nicht die genaue Summe, da mir<br />

damals der Verkaufpreis, den ich sowieso nicht zu bestimmen hatte, ziemlich egal<br />

war. Dittrich zahlte für eine Hypothek ca. 10.000 Mark, ferner weitere 10.000 Mark<br />

für eine Steuervorschreibung und 5000 Mark für die Reichsfluchtsteuer. Endlich gab<br />

er mir ca 10. [bis] 12.000 M zur Begleichung der Geschäftsschulden, die sich<br />

während der Verwaltung des eingesetzten Kommissars Rosenkrantz ergeben<br />

hatten. 1199<br />

Der Grund für die sehr unterschiedliche Darstellung dieser ‚Arisierung‘ liegt zum einem<br />

darin, dass die Ereignisse des Jahres 1938 durch <strong>Mag</strong>. Dittrich geschönt wiedergegeben<br />

wurden, zum anderen waren neben dem ‚Ariseur‘ <strong>Mag</strong>. Franz Dittrich die Vermögensverkehrsstelle<br />

und in Folge der NS-Staat die Hauptnutznießerinnen des Apothekenverkaufs.<br />

Aus den Unterlagen der Vermögensverkehrsstelle geht hervor, dass von dem<br />

vorgeschriebenen und von <strong>Mag</strong>. Dittrich bezahlten Kaufpreis für die Apotheke – der<br />

ungefähr ein Viertel der Summe betrug, die noch Ende 1937 zu bezahlen gewesen wäre –<br />

als ‚Arisierungsauflage’ RM 36.182,03 von der Vermögensverkehrsstelle einbehalten<br />

wurden. 1200 Die übrigen RM 26.147,60 wurden, wie es bei den ‚Arisierungen‘ üblich war,<br />

auf ein Sperrkonto verbucht, von dem in Folge die ‚Judenvermögensabgabe‘ und die<br />

‚Reichsfluchtsteuer‘ für Dr. Freudenfeld beglichen wurden.<br />

Dr. Arthur Freudenfeld konnte sich in die USA in Sicherheit bringen und kehrte Ende<br />

1947/Anfang 1948 nach Wien zurück. Ein vor der Rückstellungskommission Wien I<br />

geführtes Verfahren endete am 19. Juni 1948 mit einem Vergleich, in dem Dr. Freudenfeld<br />

die Hälfte des Hauses in der Gersthoferstraße 61 und das Wohnrecht sowie eine 50-<br />

prozentige Beteiligung an der Apotheke zurückgestellt erhielt. 1201<br />

1199 Ebd., 175, Anmeldung durch Dr. Arthur Frank Field-Freudenfeld vom 05.05.1947.<br />

1200 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1, <strong>Mag</strong>. Edwin Renner an Josef Bürckel vom 31.01.1939.<br />

1201 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 18, 276 u. 175, Vergleich vom 19.06.1948.<br />

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