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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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PharmazeutInnen kam aus Galizien und der Bukowina, einige auch aus Böhmen und<br />

Bosnien. 199 Viele der aus den Provinzen der Donaumonarchie nach Wien zugewanderten<br />

PharmazeutInnen konnten die durch das Apothekengesetz 1906 vorgeschriebenen<br />

Anforderungen erfüllen. Sie hatten eine in Österreich anerkannte Ausbildung und konnten<br />

auch die geforderte langjährige Praxis vorweisen. Ihnen kamen die zahlreichen<br />

Ausschreibungen von Konzessionen für neu zu errichtende Apotheken zugute, die im<br />

Zuge des Ausbaus des Gesundheitssystems nach 1918, vor allem in den Wiener<br />

Randbezirken, vergeben wurden.<br />

Nach Aufhören der Inflation nach dem ersten Kriege und Einführung der<br />

Schillingwährung wurde in Wien eine große Anzahl von Apotheken neu<br />

konzessioniert, da die damalige Gemeindeverwaltung die Absicht verfolgte, durch<br />

eine Vermehrung der Apotheken der Bevölkerung die Arzneibeschaffung zu<br />

erleichtern. Ein weiterer Grund für Neukonzessionierungen waren die umfangreichen<br />

Wohnhausbauten der Gemeinde Wien. 200<br />

Modernisierungsbestrebungen, wie sie in Wien in der Zwischenkriegszeit zu konstatieren<br />

sind, veränderten allerdings nicht den traditionellen, katholischen und halbfeudalen<br />

Charakter der österreichische Gesellschaft. Auch der im 19. Jahrhundert begonnnene<br />

Prozess der Assimilation jüdischer ÖsterreicherInnen konnte nicht restlos gelingen und<br />

wurde zunehmend in Frage gestellt. 201 Der in weiten Bevölkerungskreisen vorhandene<br />

Antisemitismus erschwerte die berufliche Etablierung jüdischer PharmazeutInnen<br />

zusehens. So war es für jüdische PharmaziestudentInnen, die nach Beendigung des<br />

Studiums noch ein Praktikum zu absolvieren hatten, fast unmöglich, einen<br />

entsprechenden Praktikumsplatz in einer Apotheke zu finden. Konnten Kinder jüdischer<br />

ApothekenbesitzerInnen in der elterlichen Apotheke praktizieren, hatten andere zukünftige<br />

ApothekerInnen kaum eine Möglichkeit, ihre Ausbildung abzuschließen. 202 Diese<br />

Schwierigkeiten und die zunehmende antisemitische Stimmung Mitte der 1930er-Jahre –<br />

verstärkt durch die nationalsozialistische Gesetzgebung im Deutschen Reich –<br />

veranlassten jüdische PharmaziestudentInnen vermehrt, nach Abschluss des Studiums zu<br />

emigrieren. 203 Obwohl die antisemitischen Gesetze des Deutschen Reiches erst nach dem<br />

199 Vgl. ebd., 191.<br />

200 Redaktion (ÖAZ), Bewertung der öffentlichen Apotheken im Jahre 1938, in: ÖAZ, Nr. 13/14 (1947), 50.<br />

201 Vgl. John Bunzl, Der lange Arm der Erinnerung. Jüdisches Bewußtsein heute, Wien u.a. 1987, 20.<br />

202 Vgl. Leimkugel, Wege jüdischer Apotheker, 71.<br />

203 Vgl. ebd., 72.<br />

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