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6.3.4. Das Volksgerichtsverfahren gegen Mag. Walter Rentmeister 1559
Mag. Walter Rentmeister wurde am 29. April 1947 zum ersten Mal von der Polizeidirektion
einvernommen. Rentmeister gab dabei an, seit 1925 Mitglied der NSDAP und seit 1932
Mitglied der SA gewesen zu sein und einen SA-Sturm geleitet zu haben. Außerdem sei er
von 1925 bis 1927 Gauleiter von Wien gewesen. 1932 wurde er Niederösterreichischer
Landtagsabgeordneter und war selbst nach dem Verbot der NSDAP noch für diese tätig.
Er flüchtete nach Deutschland und wurde sofort nach dem ‚Anschluß‘ zum Kreisleiter und
zum Mitglied des Reichstages ernannt. Seit 1939 übte er die Funktion eines Gauredners
aus und 1940 wurde Mag. Walter Rentmeister Stadtrat von Wien und Leiter des
Wohnamtes. Hier war er zuständig für die „Wiedergewinnung zweckentfremdeter
Wohnungen“. Zuletzt war er SA-Oberführer und wurde mit dem goldenen Ehrenzeichen
der NSDAP dekoriert.
Seine Frau gab zum Vorwurf, Mag. Rentmeister hätte sich missbräuchlich bereichert, an,
dass eine Liegenschaft im 19. Wiener Gemeindebezirk mit einer im 9. Wiener
Gemeindebezirk getauscht worden war und somit von einer ‚Arisierung‘ nicht gesprochen
werden könne. Auch die Apotheke in der Gudrunstraße 150 im 10. Wiener Gemeindebezirk
hätte Mag. Rentmeister rechtens erworben und auch bezahlt.
Im Zuge der Voruntersuchung wurde Mag. Walter Rentmeister von zahlreichen ZeugInnen
vor allem wegen seiner Tätigkeit im Wohnungsamt stark belastet. Er hatte in seiner
Funktion als Stadtrat Menschen, die mit Juden oder Jüdinnen verheiratet waren, gezwungen
zu anderen, in so genannten ‚Mischehen‘ lebenden Menschen zu ziehen. Binnen
acht Tagen nach Erhalt des Bescheides mussten die Opfer umziehen.
Die Polizeidirektion Wien vernahm Mag. Walter Rentmeister mehrmals und stellte in ihren
Recherchen fest, dass Mag. Rentmeister bereits 1919 der NSDAP angehört hatte,
Ortsgruppenleiter in Klagenfurt und von 1921 bis 1923 erster nationalsozialistischer
Gemeinderat in Klagenfurt gewesen war. Am 7. Juni 1947 wurde Mag. Walter Rentmeister
im Landesgericht für Strafsachen Wien inhaftiert. Er wurde von Juni 1947 bis Jänner 1948
mehrmals angehört, blieb jedoch bei seinen ursprünglichen Aussagen. Schwer belastet
1559 WStLA, Vg 12b Vr 3268/47, Volksgerichtsverfahren gegen Mag. Walter Rentmeister. Die folgenden Ausführungen
beziehen sich auf diesen Volksgerichtsakt.
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