Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf
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St. Hubertus-Apotheke, Wien 22., Schüttaustraße 54<br />
Besitzer der St. Hubertus-Apotheke war seit 1. August 1918 <strong>Mag</strong>. Max Danzer, 1322 die<br />
Konzession für die Apothke erhielt er am 8. Juli 1920. 1323 Die Apotheke erwirtschaftete<br />
1937 einen Jahresumsatz von RM 47.851,– und war schuldenfrei. 1324 Nach dem ‚Anschluß‘<br />
im März 1938 deutete <strong>Mag</strong>. Danzer die Zeichen der Zeit richtig und unternahm erste<br />
Schritte, um mit seiner Familie zu emigrieren. Dazu sollte die St. Hubertus-Apotheke an<br />
<strong>Mag</strong>. Werner Kutschera verpachtet werden, was am 13. April 1938 durch die Errichtung<br />
eines Pachtvertrages auch geschah. 1325 Dieses Übereinkommen wurde allerdings von der<br />
Vermögensverkehrsstelle nicht akzeptiert und beide Vertragspartner genötigt, anstelle des<br />
Pachtvertrages einen Kaufvertrag zu errichten. Im Frühsommer 1945 stellte <strong>Mag</strong>. Werner<br />
Kutschera die Ereignisse des Jahres 1938 in einem Schreiben an das Staatsamt für<br />
soziale Verwaltung wie folgt dar:<br />
Nach dem Umsturz im Jahre 1938 wurde ich von der Herba-A.G. auf Herrn Mr. Max<br />
Danzer aufmerksam gemacht, mit dem ich mich in Verbindung setzte und der mir<br />
erklärte, dass er beabsichtige, die ihm gehörige St. Hubertus-Apotheke in Wien XXI.<br />
Kaisermühlen, zu verpachten, da er mit seiner Familie nach Palästina auswandern<br />
wolle. Der hierauf bezügliche Pachtvertrag kam in der Kanzlei des Dr. Fränkel in<br />
Wien I. am 13. April 1938 zustande und hat mich Herr Mr. Danzer gleichzeitig als<br />
Leiter der Apotheke bei den Behörden angemeldet. Ich wurde auch als solcher<br />
bestätigt, konnte jedoch die Leitung nicht sofort übernehmen, da ich meine damalige<br />
Dienststelle erst verlassen konnte, bis ein Ersatz gefunden war. Während dieser Zeit<br />
trat ich der NSDAP bei, um die Mitgliedschaft nachweisen zu können, was als<br />
unerlässlich für die Genehmigung des Vertrages verlangt wurde, und wurde mir<br />
nahegelegt, einen gewissen Betrag nachzuzahlen, um die Rückdatierung meines<br />
Beitrittes zu ermöglichen. Ich habe diesem Wunsche entsprochen. Inzwischen traf<br />
eine Weisung ein, welche die Genehmigung von Pachtverträgen bezüglich zu<br />
arisierender Apotheken untersagte, worauf am 21. Juli 1938 ein Kaufvertrag<br />
errichtet wurde, laut welchem ich die Apotheke des Herrn Danzer käuflich als mein<br />
Eigentum erwarb. 1326<br />
1322 Vgl. Wiener Apotheker-Hauptgremium, Apothekerwesen in Wien, 82.<br />
1323 Krug, Wiener Apotheken.<br />
1324 ÖStA, AdR 04, Bürckel-Materie, Kt. 91, 2160/14/1, <strong>Mag</strong>. Edwin Renner an Josef Bürckel vom 31.01.1939.<br />
1325 WStLA, M.Abt. 119, VEAV Bez. 22, 51, Anmeldung durch <strong>Mag</strong>. Werner Kutschera vom 04.11.1946.<br />
1326 ÖStA, AdR 03, BMfsV, Sektion V (Volksgesundheit) 1946, Kt. 6, V-34.288-18/46, <strong>Mag</strong>. Werner Kutschera an das<br />
StAfsV, undatiert, wahrscheinlich Juni 1945.<br />
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