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Wissenschaftliche Arbeit Mag. Fehringer_Langfassung.pdf

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Die Assistentenschaft ist sicher ganz derselben Anschauung wie die Besitzerschaft,<br />

auch sie weiss, dass wir Besitzer bei der heutigen Taxe diese Lasten nicht zu tragen<br />

vermögen. Da dieselbe jedoch für die künftige Gehaltskasse, welche wie es den<br />

Anschein hat, trotz all unseren Bemühungen in diesem Jahr kaum mehr aktiviert<br />

wird, Gehaltstabellen vorlegen wird, welche wohl eine ausgiebige Erhöhung der<br />

<strong>Arbeit</strong>staxe notwendig machen wird, will sie derzeit an einer Aktion zur Erhöhung<br />

der <strong>Arbeit</strong>staxe nicht teilnehmen. Wenn die Gehaltskasse, wie ursprünglich erhofft<br />

wurde, mit August oder September dieses Jahres aktiv geworden wäre, hätte die<br />

Besitzerschaft auch diese schweren Belastungen ohne Kompensation getragen. 59<br />

Der bei weitem wichtigste Grund für die verspätete Aufnahme der vollständigen <strong>Arbeit</strong> der<br />

Pharmazeutischen Gehaltskasse mit 1. Jänner 1921 steht mit dem Plan des Staatsamtes<br />

für soziale Verwaltung, die Apotheken in Österreich zu ‚sozialisieren‘, beziehungsweise zu<br />

„verstaatlichen“, der sowohl AssistentInnen als auch ApothekenbesitzerInnen in helle<br />

Aufruhr versetzte, in engem Zusammenhang.<br />

In den Akten des Staatsarchivs haben sich auch hinsichtlich dieser für die<br />

PharmazeutInnen so wichtigen, bisher in der Fachliteratur nur wenig beachteten Debatte<br />

Anfang der 1920er-Jahre wichtige Dokumente finden lassen. Es handelt sich dabei nicht<br />

nur um Eingaben der Standesvertretungen der PharmazeutInnen, sondern auch um<br />

Gesetzesentwürfe, Sitzungsprotokolle und ähnliche Dokumente. 60<br />

Ferdinand Hanusch, Staatssekretär für soziale Verwaltung ab Oktober 1918, und Dr. Julius<br />

Tandler, Unterstaatssekretär für Volksgesundheit im Staatsamt für soziale Verwaltung,<br />

planten, den Stand der ÄrztInnen und der ApothekerInnen zu verstaatlichen. Während die<br />

Verstaatlichungspläne bei den ÄrztInnen nie weit fortgeschritten waren, standen die Pläne<br />

bei den ApothekerInnen 1920 kurz vor ihrer Durchsetzung und wurden nur durch die<br />

Wahlniederlage der sozialdemokratischen Partei bei den Wahlen im Oktober 1920<br />

verhindert. Dr. Tandlers Plan zur ‚Sozialisierung‘ der Heilmittelversorgung war für die<br />

SozialdemokratInnen ein Mittel, die kapitalistischen Tendenzen in diesem Bereich zu<br />

bekämpfen, und sollte eine Reaktion auf die Armut breiter Bevölkerungskreise sein. Der<br />

unmittelbar nach dem Krieg herrschende Mangel an Medikamenten und der damit in<br />

Verbindung stehende hohe Preis verschärften und beschleunigten die Bemühungen<br />

59 Ebd.<br />

60 ÖStA, AdR, BMfsV, Kt. 1743, 31551-22.<br />

27

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