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Fachlexikon Behinderung und Beruf 2011, Integrationsamt

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140 Gebärdensprache<br />

perhaltung insbesondere Handzeichen,<br />

die Gebärden. Gebärden sind nach<br />

Handform, Handstellung, Ausführungsstelle<br />

<strong>und</strong> Bewegung klar strukturiert.<br />

Zudem zeichnet sich die Gebärdensprache<br />

durch einen umfassenden Wortschatz<br />

sowie eine ausdifferenzierte eigenständige<br />

Grammatik aus.<br />

Das Lautsprachbegleitende Gebärden<br />

(LBG) orientiert sich – im Gegensatz<br />

zur DGS – an der Deutschen Grammatik.<br />

Jedes gesprochene Wort wird<br />

simultan mit Gebärdenzeichen begleitet.<br />

Diese Sprachform ist im pädagogischen<br />

Kontext entwickelt worden <strong>und</strong><br />

somit eine künstliche Sprachform.<br />

Offizielle Anerkennung <strong>und</strong> Kostenerstattung:<br />

Mit dem SGB IX vom<br />

19.06.2001 ist die Verwendung der<br />

Gebärdensprache im Sozialleistungs -<br />

bereich als eigenständige Verständigungsform<br />

anerkannt worden (vgl. §57<br />

SGB IX). Das SGB I (§17 Abs. 2) bestimmt<br />

hierzu, dass hörgeschädigte Menschen<br />

das Recht haben, bei der Ausführung<br />

von Sozialleistungen, insbesondere<br />

auch bei ärztlichen Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Behandlungen, Gebärdensprache<br />

zu verwenden. Eine vergleichbare Regelung<br />

enthält das SGB X in §19 Abs. 1<br />

Satz 2 für die Sozialverwaltungsverfahren.<br />

Aufwendungen für �Gebärdensprachdolmetscher<br />

sind in diesen Fällen<br />

von den Behörden oder den für die jeweilige<br />

Sozialleistung zuständigen Leistungsträgern<br />

zu übernehmen.<br />

Als Bestandteil der Leistungen zur �Teilhabe<br />

schwerbehinderter Menschen am<br />

Leben in der Gemeinschaft sieht das<br />

SGB IX ebenfalls ausdrücklich die Benutzung<br />

der Gebärdensprache, den Dolmetschereinsatz<br />

<strong>und</strong> die Erstattung angemessener<br />

Aufwendungen hierfür vor<br />

(§57, Förderung der Verständigung).<br />

Eine (weitere) ausdrückliche Anerkennung<br />

als eigenständige Sprache bzw.<br />

Kommunikationsform haben die DGS<br />

bzw. die LBG durch das �Behindertengleichstellungsgesetz<br />

des B<strong>und</strong>es (BGG)<br />

vom 27.04.2002 gef<strong>und</strong>en (vgl. §6<br />

Abs. 1 <strong>und</strong> 2 BGG). Auch das BGG gibt<br />

den hörgeschädigten Menschen das<br />

Recht, die DGS oder die LBG zu verwenden<br />

(§6 Abs. 3 BGG). Im Umgang<br />

mit B<strong>und</strong>esbehörden sind sie berechtigt,<br />

in DGS oder mit Hilfe der LBG zu kommunizieren;<br />

die notwendigen Aufwendungen<br />

tragen die B<strong>und</strong>esbehörden<br />

(vgl. §9 BGG <strong>und</strong> die Verordnung zur<br />

Verwendung von Gebärdensprache <strong>und</strong><br />

anderen Kommunikationshilfen im Verwaltungsverfahren<br />

nach dem BGG vom<br />

17.07.2002). Vergleichbare Regelungen<br />

für die Verwaltungsverfahren <strong>und</strong> Verwaltungsbehörden<br />

der Länder <strong>und</strong><br />

Kommunen enthalten die Landes-<br />

Behindertengleichstellungsgesetze (z. B.<br />

§8 BGG NRW).<br />

Über das Sozialrecht hinaus sind inzwischen<br />

in vielen weiteren Rechtsgebieten<br />

die Nutzung der Gebärdensprache, der<br />

Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern<br />

<strong>und</strong> Regelungen zur Kostenübernahme<br />

hierfür verankert. Gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Aussagen für das gesamte Gerichtswesen<br />

trifft hierzu das Gerichtsverfassungsgesetz<br />

(§186 GVG). An einzelnen

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