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Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück

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217<br />

Koordination gegenüber. Viele türkische Behörden reagierten überhaupt nicht<br />

auf die Erdbebenkatastrophe 723 . Der bereits genannte UNDAG-Krisenstab<br />

stellte sehr schnell fest, dass die türkischen Behörden dringend Unterstützung<br />

benötigten. Das war vor allem darauf zurückzuführen, dass in der Türkei ein<br />

Katastrophenschutz so gut wie nicht vorhanden war. Entsprechende Einheiten<br />

konnten im ganzen Land nur auf 118 Personen zurückgreifen. Außerdem<br />

waren durch das Erdbeben im Katastrophengebiet auch die lokalen<br />

Hilfsstrukturen, wie z.B. Feuerwachen und Rettungsstationen zerstört<br />

worden 724 . Hinzu kam ein weitgehender Zusammenbruch der Infrastruktur im<br />

Erdbebengebiet, wie die Telekommunikation im Festnetz und Mobilfunk, aber<br />

auch des Verkehrswegenetzes, wodurch die Führungsstrukturen beeinträchtigt<br />

wurden 725 . In dieser Situation war es nicht die Gouverneursverwaltung, die<br />

einen türkischen Krisenstab aufbaute, sondern ein Privatunternehmen aus der<br />

Touristikbranche, die einen Organisations- und Koordinierungsstab mit etwa 40<br />

freiwilligen Mitarbeitern einrichtete. Dieser beklagte, dass die Zusammenarbeit<br />

mit kleineren Krisenstäben im Erdbebengebiet sehr unzufriedenstellend<br />

verlaufe. Als hervorragend wurde hingegen die Zusammenarbeit mit den<br />

Vereinten Nationen (UNDAG) und Mitarbeitern anderer internationaler<br />

Organisationen bezeichnet, die inzwischen in der Türkei einen Krisenstab zur<br />

Unterstützung der türkischen Regierung eingerichtet hatten, der sich wenige<br />

Tage nach dem Erdbeben zu einer zentralen Krisenbehörde entwickelt<br />

hatte 726 .<br />

Besondere öffentliche Kritik richtete sich vor allem gegen den türkischen<br />

Gesundheitsminister Osman Durmus, der kurz nach dem Erdbeben unter<br />

anderem geäußert hatte, dass ausländische Ärzte und medizinische<br />

Versorgungsgüter nicht benötigt würden. Man habe die Lage voll im Griff. Den<br />

Einsatz ausländischer Ärzte finde er „bedenklich“, denn sie würden „nicht in<br />

unsere Kultur passen“ 727 . Auf seine Veranlassung wurde auch ein griechisches<br />

Hilfsschiff mit Medikamenten und Lebensmitteln zuerst zwei Tage vom<br />

türkischen Zoll festgehalten und dann zurückgeschickt 728 . Als die von den USA<br />

von der Mittelmeerflotte in Marsch gesetzten Lazarettschiffe vor der türkischen<br />

Küste eintrafen, lehnte der Gesundheitsminister diese Hilfe für das<br />

723 FAZ Nr. 194 v. 23.08.1999, S. 13.<br />

724 FAZ Nr. 195 v. 24.08.1999, S. 9.<br />

725 Der Spiegel Nr. 34 v. 23.08.1999, S. 124, 127.<br />

726 FAZ Nr. 194 v. 23.08.1999, S. 13; FAZ Nr. 195 v. 24.08.1999, S. 9.<br />

727 FAZ Nr. 196 v. 25.08.1999, S. 11; HNA Nr. 197 v. 25.08.1999, S. 32; HNA Nr. 196 v.<br />

24.08.1999, S. 24; Die Woche Nr. 35 v. 27.08.1999, S. 17.<br />

728 HNA Nr. 197 v. 25.08.1999, S. 32.

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