Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück
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VI. Genfer Abkommen zum Schutze von Zivilpersonen in Kriegszeiten 120 .<br />
Die ersten drei Konventionen behandeln dem humanitären Völkerrecht bereits<br />
bekannte Materien, während die vierte Konvention erstmals ausdrücklich - wie<br />
schon angedeutet - den Schutz von Zivilpersonen in den Mittelpunkt stellt. Dies<br />
resultierte im Wesentlichen aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Die<br />
Genfer Konventionen von 1949 sind derzeit mit 186 Signaturstaaten das<br />
meistverbreitete internationale Vertragswerk 121 .<br />
Ergänzt wurden diese Konventionen erst 1977 durch zwei Zusatzprotokolle:<br />
Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen vom 12. August 1949 betreffend<br />
den<br />
Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte (Protokoll I),<br />
Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen vom 12. August 1949 betreffend<br />
den Schutz der Opfer nicht-internationaler Konflikte (Protokoll II).<br />
Das erste Protokoll entwickelte das Recht der internationalen Konflikte weiter.<br />
Das zweite Protokoll hingegen regelte erstmals das humanitäre Recht interner<br />
bewaffneter Konflikte 122 . Zwischenzeitlich hat sich der Ratifikationsstand der<br />
Protokolle dem der Konventionen angenähert 123 . Es kann davon ausgegangen<br />
werden, dass diverse Regeln bereits als Völkergewohnheitsrecht anzusehen<br />
sind; dies bleibt jedoch einer näheren Überprüfung am Einzelfall vorbehalten.<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das klassische,<br />
gewohnheitsrechtliche Kriegsrecht in erster Linie bemüht war, die Berechtigung<br />
sowie die Art und Weise von Kriegshandlungen zu reglementieren. Hingegen<br />
steht heutzutage im Kriegsrecht - also dem humanitären Völkerrecht im<br />
"modernen" Sinne - der Menschenrechtsschutz maßgeblich im Vordergrund 124 .<br />
Durch das moderne humanitäre Völkerrecht wird somit eine der<br />
tiefgreifendsten Katastrophen zum Schutz der betroffenen Menschen<br />
120 <strong>Internationale</strong> Quelle: UNTS Bd. 75, S. 287; dt. Quelle: BGBl. 1954 II, S. 917 ff.<br />
121 Stand Ende 1995, siehe IKRK (Hrsg.), Rapport d´Activité 1995.<br />
122 Zur Entstehungsgeschichte s. Draper, G., Le développement du droit international<br />
humanitaire, in: Institut Henry-Dunant (Hrsg.): Les Dimensions <strong>Internationale</strong>s du Droit<br />
Humanitaire, 1986, S. 89 ff, (110ff); auch Bothe, M./Partsch, K.J./Solf, W., New Rules for<br />
Victims of Armed Conflicts. Commentary on the Two 1977 Protokolls Additional to the<br />
Geneva Conventions of 1949, 1982, hier: Bothe/Partsch, S. 1 ff.<br />
123 Vertragsstaaten des ZP I: 143; Vertragsstaaten des ZP II: 134, Stand Ende 1995 laut<br />
IKRK (Hrsg.), Rapport d´Activité 1995.<br />
124 So auch Schindler, D., Kriegsrecht und Menschenrechte, in: Häfelin, U./Haller, W./ders.<br />
(Hrsg.): Menschenrechte - Föderalismus - Demokratie. Festschrift zum 70. Geburtstag von<br />
Werner Kägi, 1979, S. 327 ff, S. 331.