Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück
Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück
Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
62<br />
der Abschluss bilateraler Vereinbarungen vermutlich aus unterschiedlichen<br />
Gründen scheiterte oder für nicht notwendig befunden wurde; wie schon zuvor<br />
ausgeführt geschah dies u. a. aus politischen Gründen, wegen der Verfeindung<br />
der betroffenen Staaten oder infolge von innerstaatlicher Instabilität durch<br />
Bürgerkriege bzw. Guerillatätigkeiten (vor allem in Afrika sowie Süd- und<br />
Mittelamerika); aus historischen Gründen aufgrund der völkischen Mentalität<br />
(s. Darstellung Asien, z.B. China); aufgrund der Weiträumigkeit oder fehlenden<br />
Infrastrukturen für eine schnelle und wirksame Hilfeleistung (Australien, Afrika,<br />
Asien, Südamerika); oder auch aufgrund eines geringen<br />
Gefahrenbewusstseins z.B. für sog. „man-made“-Katastrophenszenarien;<br />
aufgrund eines - vermeintlichen - Vorhandenseins uneingeschränkter<br />
technischer Hilfsmittel oder personeller Ressourcen für eine eigene<br />
ausreichende Hilfe in entsprechenden Katastrophenfällen oder bei schweren<br />
Unglücksfällen. Sämtliche dieser Gründe treffen für Europa in der<br />
beschriebenen Form wohl nicht zu.<br />
Ein zu beachtender Umstand ist jedoch die flächendeckende enge<br />
Besiedelung und Bevölkerungsdichte bei der gegebenen räumlichen Enge und<br />
Verzahnung der europäischen Staaten mit einer weitgehend gut entwickelten<br />
Infrastruktur. Hierbei ist insbesondere für das in Europa zentral gelegene<br />
Gebiet der Bundesrepublik Deutschland aufgrund der industriellen Entwicklung<br />
festzustellen, dass der durch das Wirtschaftswachstum der zurückliegenden<br />
Jahrzehnte bedingte hohe Industrialisierungsgrad u. a. auch einen enormen<br />
Umschlag und Transfer von gefährlichen Gütern über das Verkehrswegenetz<br />
zur Folge gehabt hat. Mitte der 80er Jahre hatten die Gefahrguttransporte<br />
durch die Bundesrepublik Deutschland bereits die 300-Millionen-Tonnen-<br />
Grenze erreicht 212 . Bereits dies führt dazu, dass allgemein auch ein großes<br />
Gefahrpotential für sog. „man-made“ - Katastrophen besteht, insbesondere<br />
aber auch durch eine Vielzahl von Industrieanlagen und nukleare Anlagen 213 .<br />
Schließlich dürften die enormen Zerstörungen des 2. Weltkrieges in vielen<br />
europäischen Staaten den Blick für die Notwendigkeit von Hilfeleistungen bei<br />
Katastrophenszenarien oder schweren Unglücksfällen geschärft haben. Hinzu<br />
kommt, dass durch die fortschreitende Entwicklung der Europäischen Union<br />
ein Zusammenwachsen der europäischen Staaten bewirkt wurde, das auch ein<br />
212 Vgl. dazu auch: Andrews, Handlungsbedarf im Zivil- und Katastrophenschutz, in: Der<br />
Städtetag 1990, S. 269 ff., 272 m.Sp.<br />
213 Siehe hierzu auch die Auswertung der Hauptrisiken in den Mitgliedstaaten der<br />
Europäischen Gemeinschaft, bei denen industriell bedingte schwere Unfälle und Unfälle bei<br />
der Beförderung chemischer Erzeugnisse und anderer gefährlicher Güter im Falle sog. „man<br />
- made“ - Katastrophen für alle diese Staaten an erster Stelle stehen. Vgl.: Europa der<br />
Bürger - Europa des Katastrophenschutzes, in: Bevölkerungsschutz - Magazin 1990, S. 23.