22.12.2012 Aufrufe

Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück

Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück

Internationale Katastophenhilfe - repOSitorium - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

50<br />

Notwendige Transporte von Hilfsgütern, Lebensmitteln und Trinkwasser<br />

konnten auf dem Landweg wegen der geschilderten Lage nicht im<br />

erforderlichen Maße in das Katastrophengebiet erfolgen. Die Beförderungen<br />

auf dem Luftweg waren bei weitem nicht ausreichend. Zudem verhinderten<br />

schlechte Witterungsverhältnisse nach dem Erdbeben den ständigen Einsatz<br />

von Luftfahrzeugen. Diese Umstände führten zu unkontrollierten<br />

Fluchtbewegungen der Bevölkerung aus dem Katastrophengebiet 167 .<br />

Auffällig ist, dass außer der Beteiligung Argentiniens an der Bereitstellung von<br />

Hilfsgeldern keinerlei Hilfeleistungen aus den anderen angrenzenden Staaten<br />

für Kolumbien erfolgt sind. Angesichts der bereits erwähnten kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen zwischen Kolumbien und dem Nachbarstaat Venezuela<br />

1994 und 1995, den sonstigen inneren Unruhen in Kolumbien seit 1963, die<br />

auch über die Grenzen hinaus ihre Auswirkungen gehabt hatten, sowie der<br />

Armutslage im angrenzenden Ecuador und Peru scheint dies aus den zuvor<br />

erörterten Gründen erklärlich.<br />

Neben diversen logistischen, organisatorischen und technischen Problemen<br />

kam es durch die chaotischen Verhältnisse im Katastrophengebiet in kurzer<br />

Zeit, vor allem wegen der fehlenden Lebensmittel, Zelte, Decken und Kleidung<br />

zu ausufernden Plünderungen und Gewalttaten. Auch Rettungskräfte wurden<br />

überfallen, so dass zahlreiche Hilfskräfte das Katastrophengebiet verließen, da<br />

die kolumbianische Armee und Polizei nicht für ihre Sicherheit garantieren<br />

konnten. Obwohl nach amtlichen Angaben mehrere tausend Soldaten und<br />

Polizisten zusätzlich in das Katastrophengebiet entsandt wurden, gelang es<br />

nicht die Sicherheit und Ordnung dort wieder herzustellen. Selbst<br />

Plünderungen von Lagern des Roten Kreuzes, zum Teil durch bewaffnete<br />

Personen, konnten nicht verhindert werden 168 .<br />

Dieses Beispiel einer Naturkatastrophe in Südamerika zeigt, dass bei Fehlen<br />

einer gut funktionierenden innerstaatlichen Katastrophenschutzorganisation<br />

oder entsprechenden Einrichtungen internationale Hilfe oder der Einsatz von<br />

Hilfskräften aus anderen Staaten - bei allem guten Willen zur Hilfe -<br />

außerordentlich risikoreich und nur wenig effektiv ist.<br />

Die durch verschiedene Umstände gespannten Verhältnisse der Staaten<br />

zueinander, die teilweise vorliegende wirtschaftliche Situation, die eine Hilfe für<br />

andere Staaten kaum zulässt, die geographischen Gegebenheiten, die<br />

167 FAZ Nr. 24 vom 29.01.1999, S. 10; HNA Nr. 24 vom 29.01.1999, S. 32; HNA Nr. 29 vom<br />

04.02.1999, S. 25.<br />

168 HNA - SZ Nr. 5 vom 31.01.1999, S. 44; HNA Nr. 26 vom 01.02.1999, S. 21; FAZ Nr. 24<br />

vom 29.01.1999, S. 10; FAZ Nr. 25 vom 30.01.1999, S. 9.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!