Schweizer Prüfungsstandards (PS) - Ausgabe 2010 - Finanzkontrolle

PE 800-1 Prüfungen nach Fusionsgesetz
dessen fachliche Qualifikation Voraussetzung für die ordentliche Prüfung ist. Zum
anderen haben KMU, die der eingeschränkten Revision unterliegen, die Möglichkeit auf
die Fusions-, Spaltungs- und Umwandlungsprüfung zu verzichten (vgl. Ziffer 19);
verzichten hingegen nicht alle Gesellschafter auf die Prüfung, so ist anzunehmen, dass
sie gerade die Überprüfung durch eine unabhängige Instanz fordern; die weniger
strengen Unabhängigkeitsvorschriften gemäss Art. 729 OR vermögen in diesem Fall
nicht zu überzeugen.
14 Grundsatz der Unabhängigkeit ist, dass der Revisor nicht seine eigene Arbeit
überprüfen darf. Deshalb fehlt die Unabhängigkeit normalerweise dann, wenn der
beauftragte Revisor bei der Bestimmung des Umtauschverhältnisses (beispielsweise
durch eine Unternehmensbewertung oder Abgabe einer Fairness Opinion) mitgewirkt
hat.
15 Das Gesetz äussert sich nicht zur Frage der Unabhängigkeit bei gleichzeitiger Tätigkeit
als Revisionsstelle einerseits und Fusions-, Spaltungs- oder Umwandlungsprüfer andererseits.
In der Literatur finden sich kritische Stimmen zu einem Doppelmandat. Die
beiden Funktionen schliessen sich jedoch nicht a priori aus: Bei der Fusions-, Spaltungs-
und Umwandlungsprüfung steht die Prüfung der Bewertungsmethode im Mittelpunkt,
nicht eine Abschlussprüfung. Es ist im Einzelfall zu entscheiden, ob ein Doppelmandat
möglich oder ausgeschlossen ist. Durch sachgemässe Massnahmen können
mögliche Interessenkonflikte offen gelegt und neutralisiert werden. Entscheidend wird
die Frage sein, ob durch ein Doppelmandat die Unabhängigkeit als Revisionsstelle
gefährdet ist. Zu beachten ist, dass sich die Fragestellungen der beiden Mandate unterscheiden
und damit verbunden auch der Prüfungsgegenstand und die -methode. Die
Regeln der amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) schliessen ein
Doppelmandat aus, was bei den in den USA kotierten Unternehmen zu berücksichtigen
ist. Im letztgenannten Fall liegt es alleine in der Verantwortung des Revisors, über seine
Unabhängigkeit zu befinden.
16 Die an einer Fusion oder Spaltung beteiligten Gesellschaften können einen gemeinsamen
Revisionsexperten bestellen. Die Wahl der Revisionsstelle wird in der Literatur
überwiegend dort als kritisch angesehen, wo beispielsweise der gemeinsame Fusionsprüfer
gleichzeitig Revisionsstelle nur einer beteiligten Gesellschaft ist. Hier ist in
Abwägung der Umstände im Einzelfall zu entscheiden.
2.3 Prüfungspflicht und Einschränkungen im Allgemeinen
17 Wesentlicher Bestandteil von Fusion, Spaltung und Umwandlung ist die Überprüfung
der Vertretbarkeit des Umtauschverhältnisses und der Angemessenheit der Bewertungsmethode.
Deshalb besteht eine allgemeine Prüfungspflicht bei diesen Transaktionen.
Diese Pflicht zur Prüfung ist jedoch in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt:
18 Eine Fusions- oder Spaltungsprüfung ist nur erforderlich, wenn die übernehmende
Gesellschaft eine Kapitalgesellschaft (Aktiengesellschaft, Kommanditaktiengesellschaft,
Gesellschaft mit beschränkter Haftung) oder eine Genossenschaft mit Anteilscheinen
ist. Für die Frage der Prüfungspflicht irrelevant ist die Rechtsform der übertragenden
Gesellschaft. Ist die Prüfungspflicht gegeben, gilt sie sowohl für die übertragende
wie auch die übernehmende Gesellschaft. Eine Umwandlungsprüfung ist in
jedem Fall unabhängig von der Rechtsform notwendig.
19 Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können auf die Prüfung verzichten, sofern
alle Gesellschafter diesem Verzicht zustimmen. Diese Verzichtsmöglichkeit ist bei der
Fusion, der Spaltung und der Umwandlung vorgesehen. Gemäss Art. 2 lit. e FusG
gelten als KMU Gesellschaften,
� die keine Anleihenobligationen ausstehend haben,
� deren Anteile nicht an der Börse kotiert sind und
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