Schweizer Prüfungsstandards (PS) - Ausgabe 2010 - Finanzkontrolle

6. Umwandlungsprüfung
6.1 Allgemeines
PE 800-1 Prüfungen nach Fusionsgesetz
118 Analog zu Art. 15 und 40 FusG wird in Art. 62 FusG eine allgemeine Pflicht zur
Prüfung der Umwandlung statuiert: Der Umwandlungsplan, der Umwandlungsbericht
und die Umwandlungsbilanz sind von einem zugelassenen Revisionsexperten zu prüfen.
KMU müssen keine Umwandlungsprüfung durchführen lassen, sofern alle Gesellschafter
diesem Vorgehen zustimmen.
119 Die Umwandlungsprüfung dient dem Gesellschafterschutz. Weil die Umwandlung
weder zu einer Veränderung des Vermögens der Gesellschaft noch zu einem Schuldnerwechsel
führt, kennt die Umwandlung keine besonderen Gläubigerschutzvorschriften,
namentlich keinen Schuldenruf. Immerhin hat der Revisor nach herrschender Lehre bei
der Prüfung, ob die Voraussetzungen der Umwandlung erfüllt sind, auch die Einhaltung
der Gründungsvorschriften, namentlich der Liberierungsvorschriften zu prüfen.
6.2 Prüfung im Einzelnen
6.2.1 Wahrung der Rechtsstellung der Gesellschafter
120 Im Gegensatz zu Art. 40 FusG für die Spaltung verweist die Regelung bezüglich
Umwandlungsprüfung nicht auf jene für die Fusion (Art. 15 FusG), sondern regelt die
Prüfung separat. Art. 62 Abs. 4 FusG enthält keinen Katalog von Punkten, zu denen der
Revisor Stellung nehmen muss. Der Revisor prüft, ob die Voraussetzungen für die
Umwandlung erfüllt sind, insbesondere ob die Rechtsstellung der Gesellschafter nach
der Umwandlung gewahrt bleibt. "Wahrung der Rechtsstellung" ist dabei nicht absolut
zu verstehen, da die absolute Beibehaltung der Rechtstellung im Rahmen eines Rechtskleidwechsels
per se nicht möglich ist. Vielmehr geht es darum, sicher zu stellen, dass
die Gesellschafter zwar gleich behandelt werden, unterschiedlichen Rechtsstellungen
von Gesellschaftern jedoch mit adäquaten Regelungen Rechnung getragen wird
(relative Gleichbehandlung). Besondere Probleme können sich ergeben, falls einzelne
Gesellschafter in der bisherigen Rechtsform Rechte besitzen, welche die neue Rechtsform
nicht kennt, beispielsweise Stimmrechtsaktien, Partizipationsscheine, Gründerund
Vorzugsrechte. Es ist Sache des obersten Leitungs- oder Verwaltungsorgans hierfür
die geeigneten Lösungen zu finden. Problematisch ist, dass es sich hierbei in vielen
Fällen um Rechtsfragen handelt, die der Revisor nicht aus eigenem Wissen prüfen kann.
Diesbezüglich muss sich der Revisor auf eine Plausibilitätskontrolle durch Nachvollzug
der vom obersten Leitungs- oder Verwaltungsorgan genannten Gründe beschränken.
121 Der Festlegung eines Unternehmenswertes kommt eine untergeordnete Rolle zu, weil
dieser bei der Umwandlung kaum eine Rolle spielt:
� Wird eine Gesellschaft ohne Nennkapital in eine Gesellschaft ohne Nennkapital umgewandelt
(beispielsweise Umwandlung einer Genossenschaft ohne Anteilsscheine
in einen Verein), verändern sich nur die Mitgliedschaftsrechte, eine Zuteilung von
Gesellschaftsanteilen entfällt.
� Wird eine Gesellschaft mit Nennkapital in eine Gesellschaft ohne Nennkapital (beispielsweise
Aktiengesellschaft in eine Genossenschaft ohne Anteilsscheine) umgewandelt,
entfällt die Zuteilung von Anteilsrechten. Dass die Gesellschafter bisher
unterschiedlich am Eigenkapital der Gesellschaft beteiligt waren, ist eines jener
Probleme, die es besonders zu berücksichtigen gilt.
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