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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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Einleitung<br />

Das Ministerium für <strong>Staatssicherheit</strong> (MfS) bildete einen Grundpfeiler <strong>der</strong> SED-Diktatur. Die<br />

Entwicklung des SED-Staates schlug sich in den Aufgaben und Strukturen des <strong>Staatssicherheit</strong>sdienstes<br />

nie<strong>der</strong>. Das MfS vollzog alle Wechsel <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> SED von <strong>der</strong> Sicherung des sozialistischen<br />

Transformationsprozesses bis zum Krisenmanagement mit. Verän<strong>der</strong>ungen des Apparates<br />

dienten einer möglichst effizienten Machtsicherung. Zur Analyse <strong>der</strong> Errichtung, Entfaltung<br />

aber auch des schnellen Zusammenbruchs des sozialistisch-kommunistischen Herrschafts- und<br />

Gesellschaftssystems in <strong>der</strong> DDR gehören deshalb genaue Kenntnisse <strong>der</strong> Rolle, Wirkungsweise<br />

und Strukturen des <strong>Staatssicherheit</strong>sdienstes. Bisher konnte eine Transparenz von Aufgaben und<br />

Strukturen des MfS nur für einen bestimmten Zeitpunkt, in <strong>der</strong> »Organisationsstruktur des MfS<br />

1989« dargestellt, geboten werden. 1 Nun wird diese Transparenz auch für die an<strong>der</strong>en Perioden<br />

<strong>der</strong> DDR-Geschichte ermöglicht. Das ist zugleich ein Stück politischer Aufklärungsarbeit. Das<br />

vorliegende Kompendium zeichnet die bürokratische Entfaltung des MfS nach. Der Geheimdienst<br />

<strong>der</strong> SED, <strong>der</strong> seine interne Struktur streng konspirierte, wird in seinen politischen Funktionen<br />

und Aufgaben minutiös dargestellt. Die enge Verknüpfung mit den politisch-ideologischen<br />

Aufgaben lässt durchscheinen, dass diese Bürokratie von einem ideologischen Anspruch zusammengehalten<br />

wurde, <strong>der</strong> in erheblichen Teilen in Wi<strong>der</strong>spruch zur Realität stand. Das Wachstum<br />

dieser Bürokratie ist auch ein Zeichen dafür, dass die Verantwortlichen auf die Unlösbarkeit <strong>der</strong><br />

gestellten Aufgaben mit immer neuen Strukturbildungen reagierten.<br />

Die eigene Genese nachzuzeichnen stellte das MfS selbst vor Probleme. Die Abteilung XII (Zentrale<br />

Auskunft, Speicher) des Ministeriums für <strong>Staatssicherheit</strong> unternahm in den 1970er und<br />

1980er Jahren immer wie<strong>der</strong> Anläufe, die Verän<strong>der</strong>ungen in den Bezeichnungen <strong>der</strong> Diensteinheiten<br />

des MfS zu klären. Insbeson<strong>der</strong>e für die Frühphase des MfS, die 1950er Jahre, wurden<br />

Lücken spürbar, die die Interpretation und Zuordnung von archivierten Informationen zur<br />

Beauskunftung an an<strong>der</strong>e Diensteinheiten beeinträchtigen konnten. 2 Schließlich legten die Abteilungen<br />

XII/3 und XII/4 mit Datum vom 19. November 1986 dem Leiter <strong>der</strong> Abteilung XII eine<br />

»Konzeption zur Erarbeitung einer Dokumentation über bedeutsame Strukturverän<strong>der</strong>ungen des<br />

MfS und Än<strong>der</strong>ungen von Diensteinheitsbezeichnungen seit Bildung des MfS« vor. Darin wird<br />

<strong>der</strong> »Zeitraum bis 1960 (als) <strong>der</strong> komplizierteste« charakterisiert und vermerkt, dass die Abteilung<br />

XII/4 »seit 1979 jede bedeutsame Strukturän<strong>der</strong>ung, soweit sie die Ebene einer Abteilung<br />

betrifft, festgehalten« hat. 3 Ob diese Dokumentation, in Form eines Kataloges geplant, fertiggestellt<br />

wurde, ist bisher nicht bekannt.<br />

Die Quellen<br />

Zur Gewinnung <strong>der</strong> Daten für das vorliegende Kompendium wurden folgende Unterlagen gesichtet<br />

und ausgewertet:<br />

1<br />

Wiedmann, Roland (Bearb.): Die Organisationsstruktur des Ministeriums für <strong>Staatssicherheit</strong> 1989 Hg. <strong>BStU</strong>.<br />

Berlin 1995 (MfS-Handbuch).<br />

2<br />

Vgl. z. B. Schreiben <strong>der</strong> Abt. XII/4 [RL Hptm. Heinritz] v. 14.6.1973 zur Klärung von Eintragungen in den Archivbüchern<br />

<strong>der</strong> Abt. P; <strong>BStU</strong>, MfS, Abt. XII Nr. 6264, S. 21–24, o<strong>der</strong> Abt. XII/AKG v. 22.6.1982 über Verän<strong>der</strong>ungen<br />

von Bezeichnungen bei Diensteinheiten des MfS; <strong>BStU</strong>, MfS, Abt. XII Nr. 4120, S. 1, und das Antwortschreiben<br />

<strong>der</strong> Abt. XII/3 v. 10.7.1981; ebenda, S. 2–6 (mit handschriftlichen Korrekturen und Ergänzungen)<br />

bzw. 7–10.<br />

3<br />

Abt. XII/4 u. XII/3 mit Datum v. 19.11.1986: »Konzeption zur Erarbeitung einer Dokumentation über bedeutsame<br />

Strukturverän<strong>der</strong>ungen des MfS und Än<strong>der</strong>ungen von Diensteinheitsbezeichnungen seit Bildung des MfS«;<br />

<strong>BStU</strong>, MfS, Abt. XII Nr. 6232, S. 24–27.<br />

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