Nachhaltiges Bauen - Hessen-Umwelttech
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Studie nachhaltiges <strong>Bauen</strong> / Teil 2 Potenziale<br />
2.4.2 und 2.4.4 genannten Grundsätzen und Prioritäten bei der Auswahl von Bauproduk-<br />
ten entsprechen oder daraus abgeleitet sind.<br />
Ausschreibung, Vergabe und Beschaffung als Instrument der Umweltpolitik<br />
Die Bedeutung der öffentlichen Bauherren – Bund, Länder und Gemeinden – für das<br />
Nachhaltige <strong>Bauen</strong> besteht nicht zuletzt darin, dass sie in der Regel über ein kompeten-<br />
tes Baumanagement verfügen und kontinuierlich ein großes Volumen an Bauleistungen<br />
beauftragen. Weiterhin sind sowohl beim Neubau wie bei der Erneuerung und Bewirtschaftung<br />
des Bestandes Güter zur Einrichtung, Ausstattung und Pflege in erheblichem<br />
Umfang zu beschaffen. Die öffentliche Verwaltung als wichtiger Akteur bei der Umsetzung<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie kann sich zudem zur Selbstbindung eindeutige<br />
Richtlinien für umweltentlastendes Handeln geben (vgl. z.B. Stadt Frankfurt 2010).<br />
International ist das Thema einer umweltfreundlichen Beschaffung als Ergebnis der Konferenz<br />
für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro im<br />
Juni 1992 bereits in der Agenda 21 verankert. Darin verpflichteten sich die Unterzeichnerstaaten<br />
zu einer Vorreiterrolle beim öffentlichen Beschaffungswesen: „Die Regierungen<br />
sind ebenfalls als Faktor des allgemeinen Konsumverhaltens zu betrachten, insbesondere<br />
in Ländern, in denen die öffentliche Hand eine wichtige Rolle innerhalb der Wirtschaft<br />
spielt und erheblichen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen und die Vorstellungen<br />
der Allgemeinheit hat. Daher sollen sie das Beschaffungswesen untergeordneter<br />
Behörden und Ministerien prüfen, um - soweit dies möglich ist – eine verstärkte Umweltbezogenheit<br />
des öffentlichen Beschaffungswesens herbeizuführen, ohne dabei mit<br />
handelspolitischen Grundsätzen in Konflikt zu geraten.“ (BMUNR 1993, Abschnitt 4.23)<br />
Mit Bezug auf die Agenda 21 hat auch die OECD 2002 ihren Mitgliedsstaaten die Empfehlung<br />
gegeben, bei der öffentlichen Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen, darunter<br />
auch Infrastrukturanlagen und Gebäude, Umweltanliegen verstärkt zu berücksichtigen,<br />
ebenfalls mit dem Hinweis, dass Regierungen bzw. staatliche Behörden hierbei eine<br />
Vorbildrolle einnehmen können 32 .<br />
Auch in der Europäischen Union wird das öffentliche Beschaffungswesen mit einem Anteil<br />
von 17 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU als ein gewichtiger Faktor angesehen,<br />
um Markt und Trends zu beeinflussen. Die EU hat sich mit der Frage der Verknüpfung der<br />
Beschaffung in einer interpretierenden Mitteilung 33 von 2001 ausführlich beschäftigt. Darin<br />
wird eine Vielzahl von Möglichkeiten benannt, Umweltaspekte zu berücksichtigen, allein<br />
mit der Einschränkung, dass sie den Marktzugang nicht beschränken dürfen. Solche<br />
Möglichkeiten bestehen u.a. bei der Vergabe von Bauleistungen bei<br />
• der Definition des Auftragsgegenstandes (z.B. Gebäude mit Sonnenkollektoren,<br />
Elektrobusse),<br />
• der Festlegung der technischen Spezifikationen, etwa durch Vorgabe von Grundstoffen<br />
oder Ausgangsmaterialien (z.B. Fensterrahmen aus Holz) oder von Produk-<br />
dass durch die Beschaffung von umweltgerechten Leistungen großteils nicht mit wesentlichen Mehrkosten zu<br />
rechnen ist und langfristig betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Einsparungen zu erzielen sind<br />
32<br />
Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; Empfehlung des Rates zur Verbesserung<br />
der Umweltleistung im öffentlichen Beschaffungswesen vom 23. Januar 2002, Dokument C(2002)3. vgl.<br />
www.oecd.org/dataoecd/21/4/33643784.pdf<br />
33<br />
Interpretierende Mitteilung der Kommission über das auf das Öffentliche Auftragswesen anwendbare Gemeinschaftsrecht<br />
und die Möglichkeiten zur Berücksichtigung von Umweltbelangen bei der Vergabe öffentlicher<br />
Aufträge vom 4. Juli 2001 (www.bmwi.de)<br />
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