Nachhaltiges Bauen - Hessen-Umwelttech
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3.4.2 Das Bauprojekt<br />
Studie nachhaltiges <strong>Bauen</strong> / Teil 3 Praxis<br />
Die Konzernzentrale der Deutschen Bank AG in Frankfurt am Main, ein Hochhaus mit<br />
zwei Türmen über einem viergeschossigen Sockelbau, war 1979 bis 1984 nach den Ent-<br />
würfen von Walter Hanig, Heinz Scheid und Johannes Schmidt, ABB Architekten, Frank-<br />
furt am Main, erbaut worden. Über zwanzig Jahre später, 2005, boten veränderte Anfor-<br />
derungen des Brandschutzes Anlass, sich mit dem baulichen Zustand der beiden Türme<br />
der Deutschen Bank zu beschäftigen. Die Eingriffe in das Gebäude, die durch die verän-<br />
derte Brandschutzvorschriften erforderlich geworden waren, waren so erheblich und um-<br />
fassend, dass sich die Frage stellte, ob es bei der Mängelbeseitigung bleiben sollte oder<br />
ob das Gebäude bei dieser Gelegenheit gleich grundlegend saniert werden sollte.<br />
Foto: Deutsche Bank<br />
Abb. 3.4-1: Erneuerung der Vorhangfassade –<br />
Arbeitsablauf von oben nach unten<br />
Eine Abschätzung des baulichen<br />
Aufwands für eine Mängelbesei-<br />
tigung ergab, dass dieser allein<br />
für die Brandschutzmaßnahmen<br />
kaum geringer gewesen wäre als<br />
für eine technische Erneuerung<br />
der Gebäudeinfrastruktur.<br />
Daraufhin entschied sich die<br />
Deutsche Bank, ihre Türme ins-<br />
gesamt zu sanieren und zusätz-<br />
lich, auch aus Nachhaltigkeits-<br />
überlegung, technisch auf den<br />
neuesten Stand zu bringen. Bei<br />
der Sanierung wurde deshalb<br />
nicht nur der Brandschutz auf<br />
neuesten Stand gebracht, son-<br />
dern auch die gesamte Klima-,<br />
Wasser- und Lichttechnik sowie<br />
die Gebäudehülle.<br />
Die Sanierung der Türme kommt nach dem Umfang der Eingriffe in die vorhandene Bau-<br />
substanz einem Komplettausbau gleich. Abgesehen von den größeren Eingriffen im Be-<br />
reich des neuen Foyers und der Technikzentralen blieb letztlich lediglich die massive Be-<br />
tonkonstruktion des Rohbaus von den Umbaumaßnahmen unberührt. Dass diese riesige<br />
Rohbaumasse nicht ersetzt werden musste, kann für sich genommen schon als Beitrag<br />
zum nachhaltigen <strong>Bauen</strong> gewertet werden. Dagegen wurde die Vorhangfassade mit ihren<br />
charakteristischen spiegelnden Glasflächen vollständig abgetragen und durch eine neue,<br />
hochisolierende Dreifach-Verglasung und eine verbesserte Dämmung ersetzt –ohne je-<br />
doch das bekannte Erscheinungsbild des Gebäudes zu verändern.<br />
Die Fassade wurde mit Mineralwolle in einer auch wirtschaftlich optimalen Stärke von im<br />
Mittel 14 cm sehr gut gedämmt. Eine höhere Dämmstärke war wegen der konstruktiven<br />
Gegebenheiten nicht realisierbar. Die Ausführung der Fassadenerneuerung erfolgte von<br />
oben nach unten mit sog. Klettermastbühnen; zuerst wurden die oberen Geschosse er-<br />
neuert und dann stufenweise nach unten weitergearbeitet (s. Abb. 3.4-1).<br />
Die Klimatechnik wurde völlig umgestellt. Medium für die Raumklimatisierung ist nun<br />
Wasser anstatt Luft, so dass die Luftzirkulationsrate vom sechs- auf das eineinhalbfache<br />
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