Nachhaltiges Bauen - Hessen-Umwelttech
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Studie nachhaltiges <strong>Bauen</strong> / Teil 1 Grundlagen<br />
muss es sich erst bewähren. Im Vergleich zu den beiden bedeutendsten Bewertungssy-<br />
stemen LEED und BREEAM sind bei dem deutschen Gütesiegel die Anforderungen für gu-<br />
te Bewertungen entsprechend höher, da eine Qualität von Prozess und Ergebnis bewertet<br />
wird, die über dem in Deutschland gesetzlich geforderten, üblichen Standard liegt. Der<br />
wird nach einer vergleichenden Studie 30 bei LEED mit Silber und bei BREEAM mit sehr gut<br />
bewertet (Draeger 2/2010, vgl. Abb. 1.2-4).<br />
Zu bedenken beim Vergleich der beiden – wie auch weiterer - Systeme sind nationale<br />
Besonderheiten der Baupraxis und ihrer rechtlichen Bewertung, auf die die Zertifizie-<br />
rungssysteme bezogen sind, die im Einzelfall erhebliche Bedeutung haben können. Ein<br />
Beispiel dafür ist die Bewertung des Recyclings von Gips im Verhältnis zur Verwendung<br />
von (frischem) REA-Gips. In Deutschland werden Gipskartonplatten nicht recycelt, son-<br />
dern nur zum Bergversatz verwendet. Als Bergversatz zur Sicherung der Stollen und<br />
Vermeidung von Bergschäden werden in Deutschland geeigneter mineralische, als nicht<br />
gefährlich eingestufter Abfälle in ausgeräumte Bergwerksstollen verbracht (s.<br />
www.bmu.de). Für den<br />
Bergversatz werden u.a.<br />
Gipsabfälle bzw. mit<br />
Gips vermischte mineralische<br />
Bauabfälle, die<br />
sich über Tage nicht als<br />
Verfüllmaterial verwenden<br />
lassen, eingesetzt.<br />
Bergversatz gilt nach<br />
deutschem Abfallrecht<br />
nicht als Deponie sondern<br />
wegen der Nutzung<br />
des Materials als Verwertung<br />
(vgl. § 4 Abs. 3<br />
KrW-/AbfG).<br />
Anders als in den USA fällt in Deutschland REA Gips in großen Mengen bei der Rauchgasentschwefelung<br />
aus der Braunkohleverstromung an. Daher kann frischer REA Gips verwendet<br />
werden und anfallender Abfall verfüllt werden. Für die Zertifizierung nach LEED<br />
entsprechend amerikanischen Verhältnissen ist jedoch allein (negativ) ausschlaggebend,<br />
dass das Material wo auch immer abgelagert - also deponiert - und nicht weiter stofflich<br />
genutzt wird. Für den USGBC gilt dass Deponie gleich Deponie ist, unabhängig von solchen<br />
Besonderheiten. Trennwände aus Gipskartonplatten (aus REA-Gips) schneiden daher<br />
bei LEED schlecht ab.<br />
Auch hinsichtlich der Schadstofffreiheit gibt es länderspezifisch unterschiedliche Bewertungen.<br />
In den USA gilt z.B. Aceton nicht als Lösemittel; auch der zulässige Wert für<br />
flüchtige Kohlenwasserstoffe (VOC / volatile organic compounds) ist in den USA anders<br />
definiert als in Deutschland.<br />
Im internationalen Vergleich ist das deutsche Gütesiegel der DGNB mit der Betrachtung<br />
von Umweltrauswirkungen und ökonomischer Qualität über den gesamten Lebenszyklus<br />
30 „Vergleich des Systems des deutschen Gütesiegels <strong>Nachhaltiges</strong> <strong>Bauen</strong> mit internationalen Systemen“. Bearbeitung:<br />
Susan Draeger, Happold Ingenieurbüro, Berlin. Ziel des Forschungsprojektes ist ein Vergleich des<br />
deutschen Bewertungssystems <strong>Nachhaltiges</strong> <strong>Bauen</strong> für Büro- und Verwaltungsgebäude mit den internationalen<br />
Systemen BREEAM und LEED mit Blick auf die für Deutschland geltenden Bewertungsregeln und Standards<br />
(www.bbsr.bund.de).<br />
52<br />
Quelle: Draeger 2/2010<br />
Abb. 1.2-4: Vergleich der Bewertungsstufen von DGNB, LEED<br />
und BREAM