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Nachhaltiges Bauen - Hessen-Umwelttech

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Studie nachhaltiges <strong>Bauen</strong> / Teil 3 Praxis<br />

Im Idealfall eines Zertifizierungsprozesses ist der Auditor projektbegleitender Fachingeni-<br />

eur für nachhaltiges <strong>Bauen</strong>. Dies war bei der Sanierung des Hauptverwaltungsgebäudes<br />

der Deutschen Bank in Frankfurt am Main der Fall. Das mit dem Projektmanagement und<br />

als Auditor der Zertifizierung beauftragte Ingenieurbüro achtete darauf, dass Prozess und<br />

Baustoffwahl die Qualitätskriterien der DGNB erfüllten. Mit dem Baufortschritt wurden<br />

aktuell die Auswirkungen auf die Zertifizierung protokolliert, um Probleme zu erkennen<br />

und zu vermeiden, dass durch die Entscheidung für einen ungeeigneten Baustoff das an-<br />

gestrebte hohe Bewertungsziel in Gefahr geriet (vgl. Abs. 3.4.3).<br />

Ungeachtet der z.T. anspruchsvollen Zielsetzungen zur Umweltentlastung und insbeson-<br />

dere zum energetischen Konzept, wie z.B. bei dem Gebäude des ZUB in Kassel (s. Ab-<br />

schnitt 3.4) war dieser durchgängige Blick auf die Belange des nachhaltigen <strong>Bauen</strong>s über<br />

den gesamten Bau- und Planungsprozess bei Bauprojekten der ersten Pilotphase, die im<br />

Nachhinein zertifiziert worden waren, nicht gegeben. Einzig bei Bau und Planung des Ge-<br />

bäudes des Umweltbundesamtes in Dessau war durch eine prozessbegleitende Experten-<br />

gruppe konsequent darauf geachtet worden, dass gesundheits- und umweltverträgliche<br />

Bauprodukte eingesetzt wurden, um im Hinblick auf Material- und Energieverbrauch res-<br />

sourcenschonend zu bauen und einen hohen Standard der Innenraumluftqualität zu er-<br />

reichen:<br />

„So hat das UBA z:B. mit ökobilanziellen Betrachtungen unter Heranziehung durch-<br />

schnittlicher Ökoinventare bei der Auswahl der Materialien der für Fensterbleche und At-<br />

tikaeindeckungen ermittelt, dass Titanzinkbleche bei den globalen Umweltentlastungen<br />

am besten abschneiden, gefolgt von verzinntem Kupfer. Bei den lokalen Umweltentla-<br />

stungen stehen demgegenüber Edelstahl- und Aluminiumbleche an erster Stelle. Da auch<br />

hier verzinntes Kupferblech auf den zweiten Platz folgt, wurde diesem in einer Gesamt-<br />

schau der Vorzug gegeben. Bei dieser Entscheidung spielten Ökobilanzergebnisse eine<br />

herausragende Rolle.<br />

Auch die Auswahl der Fußbodenbeläge kann als lehrreiches Beispiel zur Verdeutlichung<br />

der Rolle von Umweltinformationen herangezogen werden. Hier war die Entscheidung<br />

früh zugunsten von Kautschukbelägen gefallen. Schwieriger war die konkrete Produkt-<br />

wahl. Obwohl wir als Nutzer des Gebäudes von vornherein das Vorliegen von Emissions-<br />

messungen und den Einsatz emissionsarmer Kautschukbeläge gefordert hatten, wurden<br />

von den Planungsverantwortlichen Beläge ausgewählt, die diesen Anforderungen nicht<br />

entsprachen. Im Gegensatz zu unserer Forderung waren die Emissionen von gesund-<br />

heitskritischen Verbindungen aus diesem Belag so hoch, dass ein Verlegestopp erteilt<br />

wurde. Dies und die Auswahl eines emissionsgeprüften, gesundheitsverträglichen Belags<br />

eines anderen Herstellers führte zu einer Bauzeitverlängerung von mehreren Wochen.<br />

Dies hätte bei einer Information zur richtigen Zeit vermieden werden können.“ (Penning 2<br />

2006)<br />

Für Laien der Ökobilanzierung, also auch für Bauherren, Planer und Fachingenieure, ver-<br />

mittelt sich die Wertigkeit der erfassten Daten nur schwer. Die Dimensionen, in denen die<br />

Potenziale beziffert werden, lassen keine Vorstellung der realen Auswirkungen aufkom-<br />

men. Die gebräuchliche naturwissenschaftliche Angabe der Zahlen vorwiegend im einstel-<br />

ligen Bereich mit Zehnerpotenzen egalisiert die Werte weiter (s. Tab. 3.1-1.). Wie soll<br />

man 0,0000445 g des Fluorkohlenwasserstoffs R11 (Trichlorfluormethan) in seiner Wir-<br />

2 Frau Dipl.-Ing. Jutta Penning war Leiterin des Fachbereichs III „Umweltverträgliche Technik – Verfahren und<br />

Produkte“ im Umweltbundesamt bei der Bewertung der Bauprodukte beteiligt.<br />

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