Nachhaltiges Bauen - Hessen-Umwelttech
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Studie nachhaltiges <strong>Bauen</strong> / Teil 3 Praxis<br />
Wirkbilanzen<br />
Die beiden Alternativen unterscheiden sich nur im Bodenbelag. Verglichen wurden beide<br />
Bodenaufbauten unter der Annahme gleicher Nutzungsdauer (10 Jahre). Mit seiner etwa<br />
zweieinhalbmal so hohen Stoffmasse (4,0 kg/m² gegenüber 1,6 kg/m²) ergeben sich<br />
nach der Ökobilanz in der Gesamtbetrachtung der Decke bei dem Bodenbelag aus Syn-<br />
thesekautschuk auch höhere Umweltbelastungen. In der Betrachtung über einen Nutz-<br />
ungszeitraum von 50 Jahren sind sie in fast allen Belastungspotenzialen um runde 30 bis<br />
50% höher, am geringsten ist der Unterschied beim Treibhauspotenzial, das nur knapp<br />
20% höher ist (Tab 3.4-4). Bei dieser Betrachtung wirken sich die Unterschiede zwischen<br />
den beiden Belägen nur relativ zu den in beiden Fällen gleichen Auswirkungen der Decke<br />
insgesamt aus – also geringer als bei einer Bilanzierung nur der Beläge.<br />
Betrachtet man dagegen allein die Materialien der Bodenbeläge und bilanziert nur jeweils<br />
einmalig Herstellung und Entsorgung, so schneidet der Teppichboden deutlich besser ab<br />
mit Werten der Umweltauswirkungen zwischen einem Viertel und einem Drittel der Um-<br />
weltauswirkungen des Synthesekautschuks; lediglich die Treibhauspotenziale liegen nur<br />
um 40% auseinander (Tab. 3.4-7).<br />
Das Bild ändert sich jedoch, wenn man unterschiedliche Lebensdauern der Bodenbeläge<br />
berücksichtigt. Angenommen wurde eine Lebensdauer der Teppichböden von 10 Jahren,<br />
des Synthesekautschukbodens von 20 Jahren 7 . Im Betrachtungszeitraum von 50 Jahren<br />
muss der erstmalig zum Bezug verlegte Teppichboden viermal erneuert werden, der Syn-<br />
thesekautschukboden aber nur zweimal. Daraus ergibt sich ein Verhältnis von 3 zu 5<br />
bzw. ein Faktor 1,67, um den die Umweltwirkungen des Teppichbodens im Vergleich hö-<br />
her liegen. Auch bei dieser Betrachtung sind jedoch die Umweltbelastungen des Teppich-<br />
bodens nach fast allen Kriterien geringer mit Werten zwischen 40 und 60%, lediglich das<br />
Treibhauspotenzial wird ganz knapp übertroffen (s. Abb. 3.4-8).<br />
Bei dieser sehr theoretischen Betrachtung der Ökobilanzwerte ist allerdings zu bedenken,<br />
dass wesentliche für die Praxis relevante Entscheidungskriterien dabei nicht berücksich-<br />
tigt werden können: die Kosten für Belagwechsel und Reinigung, die realen Zyklen des<br />
Auswechselns (unterschiedlicher technischer Verschleiß, vorzeitiges und damit häufigeres<br />
Auswechseln aus gestalterischen Gründen oder wegen Grundrissänderungen etc.). Es ist<br />
offensichtlich, dass bei bestimmten Nutzungsanforderungen auch nur jeweils geeignete<br />
Beläge in Betracht kommen können; entsprechend sind in der Praxis jeweils technisch<br />
geeignete Beläge miteinander zu vergleichen. Noch genauer wird die Ökobilanzierung als<br />
Entscheidungsgrundlage, wenn für die gewählten Bauprodukte Umweltprodukterklärun-<br />
gen vorliegen, welche die Ökobilanzwerte der Produkte noch genauer abbilden.<br />
Sachbilanzen<br />
Beim Primärenergieverbrauch (Tab. 3.4-4) ist der Teppichboden in der Gesamtbetrach-<br />
tung gegenüber Synthesekautschukboden mit einem um knapp 30% geringeren Energie-<br />
verbrauch vorteilhafter (18 gegenüber 25 MJ / m²*a). Bei beiden Alternativen liegt der<br />
Anteil erneuerbarer Energie um die 5%. Beide Beläge erhalten wegen ihres Heizwertes<br />
bei der thermischen Verwertung zur Entsorgung eine Gutschrift für den Energiebedarf,<br />
7 Lebensdauern nach Datenbank des BMVBS „Nutzungsdauern von Bauteilen“, Zwischenauswertung, Stand<br />
08.09.2008, www.nachhaltigesbauen.de/baustoff-und-gebaeudedaten/nutzungsdauern-von-bauteilen.html;<br />
Bodenbeläge:<br />
730 Kautschuk: keine Angabe; 731 PVC und 734 Linoleum: min. 10 max. 25 mittel 20 Jahre;<br />
Teppichboden: 747 Synthetikfaser und 748 Wolle: min. 5 max. 15 mittel 10 Jahre<br />
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