Masterarbeit Hörverstehen - Bifie
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unterscheiden. Bei der akustischen Wahrnehmung geht es um die Verarbeitung von<br />
Schallereignissen aufgrund physikalischer Kriterien, wie Musik aus dem MP3 Player,<br />
Plätschern des Wassers, sich unterhaltende Menschen, Donner, aber es ist keine bestimmte<br />
Information zu erkennen und der akustische Reiz wird auch nicht weiter verarbeitet. Die<br />
auditorische Wahrnehmung geht einen Schritt weiter, sie analysiert, verarbeitet und versteht<br />
die sprachlichen Informationen (Günther, 2008, S. 75). Der Begriff „auditive Verarbeitung“<br />
kann als Oberbegriff gesehen werden; er integriert die akustische und auditorische<br />
Reizverarbeitung. Es werden demzufolge alle Aspekte der akustischen und auditorischen<br />
Verarbeitung von Informationen unter dem Begriff „auditiv“ zusammengefasst (Imhof, 2004,<br />
S. 6).<br />
Barthes (2006, S. 76f) und Spiegel (2009, S. 189) unterteilen Zuhören in drei<br />
unterschiedliche Typen. Das erste Hören haben alle Lebewesen gemeinsam. Man richtet<br />
dieses physiologische Hören auf Indizien. Das Kind horcht auf, wenn es die Mutter hört oder<br />
die Katze erhebt sofort den Kopf, wenn es Geräusche hört; dieses erste Hören alarmiert uns<br />
Lebewesen. Das zweite Hören, das Zuhören, ist der wesentliche Schritt weg vom reinen<br />
Hören. Hier wird das Gehörte entziffert und eingeordnet. Das Verstehen bzw. <strong>Hörverstehen</strong><br />
(vgl. Kap. 2.1.2.3) hat hier seinen Ansatzpunkt und ist davon geleitet, das Gehörte<br />
umzusetzen. Die dritte Art des Hörens betrifft die soziale Ebene. Hier geht es nicht mehr um<br />
das reine Zuhören, sondern um das Wahrnehmen der gesamten Situation: Wer hat wie<br />
gesprochen und wie war die Mimik, Gestik und die Haltung; welche Gefühle schwingen mit<br />
und wie reagiert man. Diese Art des Zuhörens ist besonders und muss von jungen Menschen<br />
erst gelernt werden, um in der Gesellschaft bestehen zu können. Menschen, die nicht hören<br />
bzw. zuhören können, sind in ihrer sozialen Kompetenz beeinflusst, sind in der<br />
zwischenmenschlichen Kommunikation im Nachteil und sie werden von einem gewissen<br />
Informationsfluss ausgeschlossen (Günther, 2008, S. 66; Leubolt, 2008, S. 12).<br />
Wir unterscheiden deshalb zusammenfassend:<br />
Die Phase des Hörens als auditive Wahrnehmung (akustische und auditorische<br />
Wahrnehmung, Dekodierung), als einen Vorgang, „durch den auf das Ohr treffende<br />
akustische Reize und sprachliche Klangmuster transportiert, umgewandelt und neuronal<br />
codiert und verarbeitet werden“ (Günther, 2008, S. 68).<br />
Die Phase des Hörens als aktiven, gerichteten, selektiven Vorgang („Zuhören“), wobei<br />
Hören als Wahrnehmung ganz klar vom Zuhören als kognitiven Verarbeitungsvorgang<br />
zu trennen ist, da das Hören ein rein „physiologisches Phänomen“ ist und das Zuhören<br />
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