Masterarbeit Hörverstehen - Bifie
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schriftlicher Form zu bearbeiten sind. Dabei besteht die Gefahr, dass zwei grundlegende<br />
Fehler passieren können (vgl. Messick, 1989, 1994 in: Böhme, Robitzsch & Buse, 2010, S.<br />
85):<br />
(1) Wesentliche Aspekte des Konstrukts werden in den Aufgaben nicht erfasst oder sie<br />
können nicht erfasst werden. = construct-under-representation<br />
(2) Der Test misst Fähigkeiten, die nicht im Konstrukt enthalten sind, wie z.B.<br />
Lesekompetenz, Schreibkompetenz u.a.: „Dabei sind Konfundierungen mit anderen<br />
Variablen zu beachten, so etwa der Einfluß [sic!] von Intelligenz, Gedächtniskapazität,<br />
Vorwissen, Lernfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit u. ä.“ (Imhof, 2004, S. 161) =<br />
construct-irrelevant variance.<br />
Aber aus praktisch-methodischen Gründen (einfachere Aufzeichnung der Antworten,<br />
Auswertungsobjektivität) wird sowohl in D als auch in Ö die Bearbeitung der HV-Aufgaben<br />
in schriftlicher Weise angestrebt, was einen Umweg über andere sprachliche Kompetenzen<br />
bedeutet. Daher ist die Abgrenzung zu anderen Kompetenzen ein wesentlicher Aspekt der<br />
Konstruktbestimmung. 32<br />
Nach diesen Ausführungen könnten Zweifel darüber aufkommen, ob eine ausreichend<br />
objektive, trennscharfe, valide Überprüfung von <strong>Hörverstehen</strong>skompetenzen überhaupt<br />
möglich ist: Imhof (2004, S. 161) kommt zum Schluss:<br />
Das Konstrukt Zuhören muss daher wahrscheinlich mit einer Reihe von<br />
verschiedenen Operationalisierungen untersucht werden. Erst eine<br />
Variablenreplikation wird ein differenziertes Gesamtbild ergeben. […] insofern<br />
dürfte Zuhören immer ein sperriger Untersuchungsgegenstand bleiben, weil das<br />
Konstrukt subjektiv wie objektiv heterogen ist und in vielen, stark unterschiedlichen<br />
Formen vollzogen und erlebt werden kann.<br />
Es werden Untersuchungen mit verschiedenen Methoden erforderlich sein, um die komplexe<br />
<strong>Hörverstehen</strong>skompetenz zu erfassen: „Ein weiteres Desideratum im Rahmen der<br />
Zuhörforschung besteht daher darin, den Zuhörprozess weiter aufzuschlüsseln und Aspekte<br />
der Zuhörfertigkeit zu operationalisieren und einer Messung zugänglich zu machen“ (Imhof,<br />
2004, S. 163). Das ist allerdings ein komplexes und langfristiges Forschungsprogramm.<br />
Der Forderung Imhofs nach verschiedenen Versuchen der Operationalisierungen kommen wir<br />
mit unserer Forschungsarbeit in einem Detailbereich nach. Sie dient als ein erster Schritt zur<br />
32 Vgl. Kap. 2.2.2. und 3.3<br />
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