Masterarbeit Hörverstehen - Bifie
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Die Redundanz ist laut Fremdwörterduden eine „stilistisch bedingte Überladung einer<br />
Aussage mit überflüssigen sprachinhaltlichen Elementen“ (Dose, Folz & Mang, 2001, S.<br />
666). Wenn man z.B. „die Menschen“ sagt, so ist das Morphem –en redundant (überflüssig),<br />
da mit den „die“ ohnehin schon festgestellt wurde, dass es sich um den Plural handelt.<br />
Redundanz kann man auch auf anderen Ebenen (grammatikalische, lexikalische, prosodische<br />
Ebene) der Sprache entdecken. Wenn jemand „entweder“ sagt, so weiß man, dass ein „oder“<br />
folgen wird, oder bei dem Wort „Zeitung“ wird man eher an „lesen“ als an „trinken“ denken<br />
(Solmecke, 1992, S. 6; Wiemann, 2009, S. 17). Für die <strong>Hörverstehen</strong>saufgaben bedeutet<br />
dieses Wissen um die Redundanz eine große Herausforderung, da bei den Schülern die<br />
Nutzung der Redundanz und eine Verstehensleistung vorausgesetzt werden können - diese<br />
aber nicht bei allen gleich entwickelt ist.<br />
Inferenzen sind Informationen, „die auf der Basis von Anhaltspunkten oder von schon<br />
vorher vorhandenen Überzeugungen und Theorien geschlussfolgert werden“ (Zimbardo,<br />
Gerrig & Graf, 2004, S. 361). Wenn der Hörer Informationslücken im Text wahrnimmt, so<br />
ergänzt er diese einfach mit Hilfe seines eigenen sprachlichen Wissens bzw. mit logischen<br />
Annahmen (Solmecke, 1992, S. 7; Zimbardo, Gerrig & Graf, 2004, S. 361). Die<br />
Schlussfolgerung erleichtert somit das <strong>Hörverstehen</strong>, da sich der Schüler selbst helfen kann,<br />
um den gesamten Inhalt trotzdem zu verstehen, auch wenn er z.B. ein Fremdwort im<br />
Textfluss nicht verstanden hat oder durch irgendwelche Geräusche abgelenkt war.<br />
Andererseits steht hier wieder das „Weltwissen“ einer objektiven Messung im Wege, da nicht<br />
alle Schüler gleiche Voraussetzungen mitbringen. 8<br />
Die Antizipation wird mit „Vorwegnahme von etwas, was erst später kommt oder<br />
kommen sollte“ beschrieben (Dose, Folz & Mang, 2001, S. 69). „Wir antizipieren<br />
(erschließen) aufgrund des situationalen Kontextes und auf der Basis unseres Wissens<br />
bestimmte Sachverhalte, die wir (noch) gar nicht wahrgenommen haben oder die (noch) gar<br />
nicht eingetreten sind“ (Butkhuzi, 2008, S. 25). Wenn die Schüler z.B. die Überschrift eines<br />
Themas hören, werden sie schon Vorannahmen in eine bestimmte Richtung haben. Hier<br />
werden dann Erwartungen über das, was noch kommen wird, geweckt. Es ist deswegen<br />
immer von Vorteil, wenn die Schüler über das Kommende aufgeklärt werden, da sie sich<br />
gedanklich darauf einstellen können. Ihr Verstehensprozess wird positiv durch die<br />
Antizipation unterstützt (Solmecke, 1992, S. 7f; Wiemann, 2009, S. 16).<br />
8 Mehr zu diesem Thema in Kapitel 2.2.2.4 und 3.4.<br />
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