10.09.2013 Aufrufe

Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

Das französische <strong>Korsika</strong><br />

Nach dem Sieg der Franzosen wurde <strong>Korsika</strong> offiziell zur französischen Provinz erklärt.<br />

Comte de Marbeuf, dem Sieger der Schlacht, wurde die Regierungsgewalt übergeben.<br />

Frankreich begann die Insel zu vermessen und stellte Karten her. Eine straffe Verwaltung<br />

wird aufgebaut, in der viele Franzosen, aber auch Korsen eine Stelle finden. Zu den letzteren<br />

gehört auch Charles Bonaparte, einst Sekretär Paolis und jetzt königlicher Gerichtschreiber<br />

in Ajaccio. In zwanzig Jahren wächst die Inselbevölkerung um 20%.<br />

Am 15. August 1769 wurde in Ajaccio Napoleon Bonaparte geboren. 1789 brach in Paris<br />

die französische Revolution aus, die auch auf der Insel grosses Echo fand. Die Korsen<br />

litten, wie die Franzosen, unter hohen Steuerabgaben an das Ancien Régime. Im Rahmen<br />

einer allgemeinen Amnestie kehren viele Exilkorsen auf die Insel zurück. Ebenso Pasquale<br />

Paoli, der am 14. Juli 1790 in Macinaggio an Land ging und mit Jubel empfangen wurde.<br />

Er wollte aber nicht mehr für ein unabhängiges <strong>Korsika</strong> kämpfen, sondern dafür sorgen,<br />

dass die Ideale der Französischen Revolution auf der Insel optimal umgesetzt wurden.<br />

Als Präsident des korsischen Departementsdirektoriums machte er sich daran, die<br />

neue Ordnung durchzusetzen.<br />

Die Auseinandersetzung in Paris zwischen den gemässigten Girondisten und den radikalen<br />

Jakobinern warf auch auf <strong>Korsika</strong> Wellen. Paoli unterstützte die Girondisten und wurde<br />

so im korsischen Parlament offen von Napoleon Bonaparte angegriffen, der auf Seiten<br />

der Jakobiner stand. Paoli genoss aber die Unterstützung des korsischen Volkes, das Paris<br />

den Gehorsam verweigerten. Diese erklärten Pasquale Paoli für Vogelfrei, worauf dieser<br />

wieder nach England reiste. Mit britischer Hilfe erobert Paoli zusammen mit Sir Admiral<br />

Nelson und dessen Flotte <strong>Korsika</strong>. Am 10. Juni 1794 wurde die Insel Teil des britischen<br />

Königreiches, Sir Nelson Vizekönig <strong>Korsika</strong>s und Paoli Präsident. Unter dem Druck<br />

Frankreichs musste sich England zurückziehen und Paoli ging im Oktober 1795 wieder ins<br />

Exil nach London wo er am 15. Februar 1807 starb. So verbrachte der 'Babbu di a Patria',<br />

der Vater des Vaterlandes 50 seiner 82 Jahre im Exil.<br />

Frankreich teilt <strong>Korsika</strong> 1796 in die Départements Golo (Hauptstadt Bastia) und Liamone<br />

(Hauptstadt Ajaccio) auf.<br />

Als Kaiser der Franzosen verband Napoleon I. später seine Geburtsinsel aufs engste mit<br />

Frankreich. 1811 wurden die beiden Départements von Napoleon vereinigt und Ajaccio<br />

zur Hauptstadt der Insel befördert. Die französische Sprache wurde eingeführt.<br />

Napoleon kümmerte sich aber nicht um seine Insel. Eine Infrastruktur fehlte bis auf Ajaccio<br />

fast gänzlich. <strong>Korsika</strong> wurde von Paris aus regiert (Zentralismus).<br />

1839 reiste Prosper Mérimée als Inspektor historischer Denkmäler Frankreichs nach <strong>Korsika</strong>.<br />

Resultat der Reise ist das Buch "Notes d'un voyage en Corse" und später auch die<br />

Novelle "Colomba". Sein Reisebericht aber fand kein Anklang in Paris.<br />

1888 wurde die Eisenbahnstrecke Bastia - Corte eröffnet, 1894 sogar bis nach Ajaccio<br />

verlängert. Zu der damaligen Zeit galt dies als Meisterleistung der Ingenieure. Das Viadukt<br />

Pont du Vecchiu stammt sogar von Gustave Eiffel.<br />

Im ersten Weltkrieg kämpften 100'000 Korsen für Frankreich. 30'000 von ihnen starben,<br />

was damals etwa 10% der Gesamtbevölkerung ausmachte. Dies war wirtschaftlich ein<br />

herber Schlag. Grosse Flächen an bewirtschafteten Gebieten wurden mangels Arbeitskräften<br />

aufgegeben und von der Macchia überwuchert. Viele Gefallenendenkmale erinnern<br />

an die traurigen Verluste zwischen 1914 und 1918.<br />

Während des 2. Weltkrieges wurde die Insel von 80'000 italienischen Söldnern besetzt.<br />

Sie wurden aber nicht freundlich empfangen. Der Widerstand, angeführt von G. Scamaroni<br />

und J. Nicoli, wurde mit Waffen und Material unterstützt, die mit dem U-Boot Casabianca<br />

nach <strong>Korsika</strong> gebracht wurden. Am 8. September 1943 kapitulierten die Italiener<br />

und gaben ihre Waffen ab. Im Rahmen des Rückzuges der Deutschen aus Nordafrika landeten<br />

rund 12'000 (nach anderer Quelle sogar 30'000) Soldaten auf <strong>Korsika</strong>. Die Deutschen<br />

machten von der Eisenbahnlinie der Ostküste gebrauch, die sie schlussendlich<br />

dann zerstörten. Am 4. Oktober 1943 verliess der letzte deutsche Soldat die Insel. General<br />

Charles de Gaulle meinte später in einer Rede, dass <strong>Korsika</strong> das Glück und die Ehre<br />

100

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!