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Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

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kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

auf Inseln befinden, was ein Hinweis auf die hervorragenden Navigationskenntnisse der<br />

Megalithvölker ist. Selbst wenn Ideen und Impulse zu den neuartigen Bauformen aus<br />

dem Orient kamen, so war die Antwort der westlichen Völker in ihrer ersten Steinbaukunst<br />

in Europa doch sehr individuell.<br />

Die Megalithkultur auf <strong>Korsika</strong> wird in drei Abschnitte gegliedert:<br />

Megalithikum I<br />

(Um 3000 bis ca. 2500 v. Chr.)<br />

Gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. begann der Einfluss der Megalithkulturen auf<br />

<strong>Korsika</strong>. Egal ob die Bewohner der Insel Nomaden oder sesshafte Bauern waren, sie bestatteten<br />

ihre Toten seit Urzeiten in Höhlen. Bescheidene Grabbeigaben, darunter auch<br />

Nahrungsmittel, lassen auf eine Jenseitsvorstellung schliessen. Mit dem Einsetzten der<br />

Megalithkultur änderte sich der Totenkult. Nunmehr wurden die Toten in Steinkistengräber<br />

beigesetzt. Diese bis zu 3 m langen Steinkisten wurden aus sorgfältig zugehauenen<br />

Steinplatten zusammengesetzt, bis zu 2 m tief in den Boden gesetzt und anschliessend<br />

mit von einem Erdhügel bedeckt. Besonders stark waren diese Gräber im Süden <strong>Korsika</strong>s<br />

verbreitet: Porto Vecchio (zwei Nekropolen mit 15 Steinkistengräbern) und Sartenais.<br />

Seltener in der Balagne und im Nebbio. Jedes Grab wurde von Monolithen, ein oder zwei<br />

Menhiren bewacht. Diese Steinsäulen waren zwischen 1 und 2 m hoch und sollten eine<br />

Art Ersatzleib verkörpern oder Sitz für die Seele sein. Abgesehen von 5 Menhiren aus<br />

Kalkstein oder Schiefer sind alle aus Granit gefertigt.<br />

Megalithikum II<br />

(ca. 2500 - 1800 v. Chr.)<br />

Im mittleren Abschnitt des Megalithikums änderte sich die Architektur der Totenstätten.<br />

Aus den unterirdischen Steinkistengräbern entwickelten sich überirdische Dolmen. Diese<br />

Steintische (bret. dolmen: Steintisch) bestanden aus senkrecht stehenden Tragsteinen,<br />

die einen Deckstein trugen. Heute gibt es auf <strong>Korsika</strong> noch etwa hundert Dolmen [weiss<br />

Gott wo die alle stehen...] von denen der Dolmen von Fontanaccia bei Sartène als<br />

schönstes Beispiel gilt.<br />

Auch die Steinsäulen, jene 'Seelensitze der Verstorbenen' nahmen jetzt an Grösse zu (3 -<br />

4 m) und wurden auch weiter entfernt von den Gräbern aufgestellt. Oft wurden sie in<br />

Steinalleen (Alignements) angeordnet. Während die bretonischen Steinreihen mit grosser<br />

Wahrscheinlichkeit nach astronomischen Berechnungen angelegt wurden, waren die korsischen<br />

Alignements durchwegs nord-südlich orientiert. Die Gesichter schauten immer<br />

nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, womit vielleicht die Hoffnung auf eine<br />

Wiedergeburt der Toten ausgedrückt war. Heute sind auf <strong>Korsika</strong> noch etwa 20 Alignements<br />

erhalten. Besonders eindrucksvoll sind die Alignements von Palaggiu mit sage und<br />

schreibe 258 Menhiren. Eines ist dort in ost-westlicher Richtung aufgestellt.<br />

Megalithikum III und torreanische Kultur<br />

(ca. 1800 - 800 v. Chr.)<br />

Gegen Ende des 3. Jt nahm der Menhir menschliche Züge an und wird zur somit Menhirstatue.<br />

Zunächst werden nur Umrisse von Schultern, Hals und Kopf angedeutet. Zwischen<br />

1800 und 1500 v. Chr. trat ein schematisches Antlitz mit Augen, Nase, Mund und<br />

Kinn hervor. Es wird angenommen, dass die Menhirstatuen ursprünglich mit Hämatit rot<br />

bemalt waren.<br />

Im fruchtbaren Taravu-Tal fand man bisher am meisten dieser eindrucksvollen Steinbildwerke,<br />

besonders im Gebiet von Filitosa. Ihr unterschiedliches Aussehen legt nahe, dass<br />

die Bildhauer jeweils nach einer individuellen Gestaltung gesucht hatten.<br />

Im 2. Jahrtausend v. Chr. scheint das friedliche Dasein auf <strong>Korsika</strong> gestört zu werden,<br />

was möglicherweise mit dem zunehmenden Seeverkehr durch die Entdeckung der iberischen<br />

Kupfer- und Silbervorkommen in Zusammenhang stehen kann. Anscheinend war<br />

die Bevölkerung von Invasionen bedroht, denn anstelle von offenen Hüttendörfern treten<br />

vereinzelt Siedlungen, die von zyklopischen Mauern geschützt waren, auf.<br />

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