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Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

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kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

Die Genuesen waren auch die Baumeister der pittoresken Brücken aus dem 15. und 16.<br />

Jh., die heute noch korsische Flüsse überspannen. Es gibt ein- und mehrbogige Brücken,<br />

die heute von Wanderern benützt werden.<br />

Um die Insel besser vor Piraten (Raubzüge der osmanischen Vizekönige von Tunis und<br />

Algier hatten an Heftigkeit zugenommen. Diese Piraten vernichteten die Ländereien der<br />

Christen, stahlen das Vieh, plünderten und brannten die Häuser nieder und verschleppten<br />

die Einwohner in die Sklaverei) zu schützen, erbauten sie viele Wachtürme, die sich<br />

entlang der Küste um die ganze Insel verteilten, das 'torregiana' genannte Verteidigungssystem<br />

bildend.<br />

Von den Genuesen stammen auch die zahlreichen Barockkirchen <strong>Korsika</strong>s. Es sind Kirchen<br />

mit schlichter Aussenfassade, aber überreicher Innendekoration mit Marmor, Holzschnitzereien,<br />

vergoldeter Stuckarbeiten und Fresken mit Scheinarchitektur. Vor allem<br />

über den Reichtum der Barockkirchen in der Balagne, der Castagniccia und dem Cap Corse<br />

ist man überrascht. Es waren in dieser Zeit die reichsten Gegenden <strong>Korsika</strong>s. Leider<br />

sind viele heute in schlechtem Zustand; es fehlt an Geld für eine Renovierung.<br />

Häufig brachten Künstler aus Ligurien oder der Lombardei ihre künstlerischen Vorstellungen<br />

nach <strong>Korsika</strong> mit. Wenn auch der korsische Barock eine starke italienische Prägung<br />

aufweist, besitzt er doch einen gewissen ländlichen, insularen Charakter.<br />

Nebst Kirchen und Kathedralen entstanden auch viele Klöster, von denen einige auch in<br />

die Geschichte eingegangen sind (Orezza, Alesani).<br />

Der friedlichen Zeit unter der Bank des heiligen Gregor wurde ein jähes Ende gesetzt:<br />

Der französische König Heinrich II., der mit dem Alliierten der Genuesen, dem Habsburger<br />

Kaiser Karl V. Krieg führte, besetzte auf Rat des Korsen Sampiero aus dem Ornano<br />

die Insel. Dieser Freiheitskämpfer, 'le plus Corse des Corses', wurde am 23. Mai 1498 im<br />

Bastelica geboren und hatte seit 1547 als Oberst des Korsenregiments das Kommando im<br />

Dienste Frankreichs übernommen.<br />

Der Feldzug endete schliesslich mit der fast vollständigen Vertreibung der Genuesen, die<br />

sich nur noch in den Zitadellen von Bastia und Calvi halten konnten. Zwischen 1553 und<br />

1559 wurde die Insel dem französischen Königreich angegliedert, durch den Vertrag von<br />

Château-Cambrésis aber zur grossen Enttäuschung der Korsen den Genuesen zurückgegeben.<br />

Sampiero, der den Vertrag nicht anerkannte, entschloss sich 1564, seine Heimat<br />

mit Hilfe seiner korsischen Anhänger zurückzuerobern. Über zwei Jahre zogen sich die<br />

Kämpfe dahin, die für Sampiero überaus günstig verliefen. Als Genua dann seine Niederlage<br />

voraussah, entschloss man sich, Sampiero, mit der Unterstützung seiner persönlichen<br />

Feinde, zu töten. Sampiero hatte seine Frau Vannina d'Ornano mit eigenen Händen<br />

erwürgt (1562), da sie angeblich Kontakt zu den Genuesen hatte. Die Vettern Vanninas<br />

waren bei der Verschwörung gegen Sampiero dabei, da sie sich rächen mussten (Vendetta).<br />

So wurde Sampiero am 17. Januar 1567 im Hochtal von Cavro in einen Hinterhalt<br />

gelockt und rücklings erschossen.<br />

Nach diesen Geschehnissen entschloss sich die Stadtrepublik Genua, die Insel von der<br />

Bank des heiligen Gregors zurückzukaufen. Diese beuteten die Insel dann umso verstärkt<br />

aus.<br />

Missernten und die darauf folgende Hungersnot waren Anlass der Korsen, einen bewaffneten<br />

Aufstand gegen die Genuesen zu lancieren. Vierzig Jahre lang hielt diese Auseinandersetzung<br />

die Insel in Atem, ohne Erfolg für beide Parteien.<br />

<strong>Korsika</strong>s Unabhängigkeitskrieg<br />

1730 wählte das korsische Volk Andrea Colonna Ceccaldi und Luigi Giafferi zu Staatsoberhäuptern<br />

der korsischen Nation. Genua bat die Österreicher um Hilfe, die sehr bald<br />

die Mängel der genuesischen Herrschaft erkannten. 1732 handelten sie einen Vertrag<br />

zugunsten der Korsen aus, der nebst allgemeiner Amnestie (Begnadigung der korsischen<br />

Armee) unter anderem auch folgende Punkte einschloss: Verzicht auf Kriegsentschädigung,<br />

Steuererlass für das laufende Jahr, Schaffung eines korsischen Adels, Zulassung<br />

der Korsen zu den höheren geistlichen und militärischen Ämtern. Diese sollte endlich geordnete<br />

Machtverhältnisse und Frieden bringen.<br />

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