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Korsika Reiseführer

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Das Symbol korsischer Freiheit, der schwarze Kopf mit weisser Stirnbinde, ist auf der Insel allgegenwärtig. Und auch in unseren Breitengraden entdeckt man hin und wieder einen Aufkleber auf der einen oder anderen Heckklappe. Doch was hat es mit diesem Kopf auf sich? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

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kostenloser Online-<strong>Reiseführer</strong> über <strong>Korsika</strong> von Martin Lendi www.paradisu.de<br />

hatte, das erste befreite Stück Frankreichs gewesen zu sein. <strong>Korsika</strong> habe nie an eine<br />

Niederlage geglaubt.<br />

Es gibt Gerüchte, dass der Rommelschatz heute noch vor der Küste des Cap Corse auf<br />

dem Meeresgrund liege. Bisher wurde er aber nicht gefunden.<br />

1944 rotteten die amerikanischen Truppen mit DDT die Malariamücke in der Ebene von<br />

Aléria aus.<br />

Korsische Unabhängigkeitsbewegung<br />

Immer wieder liest man in Zeitungen Nachrichten aus <strong>Korsika</strong>: „Bombenanschlag auf<br />

<strong>Korsika</strong>“, „Hilfsplan soll Korsen beschwichtigen“, „Korsen bieten Frieden an“, „Waffenruhe<br />

beendet“, Präfekt auf <strong>Korsika</strong> ermordet“... Solche Meldungen stossen bei den Meisten auf<br />

Verständnislosigkeit und verunsichern viele <strong>Korsika</strong>-Reisende. Nur wenige kennen auch<br />

die Hintergründe hierfür.<br />

Im Laufe der Geschichte wurde <strong>Korsika</strong> immer wieder von fremden Völkern erobert. Den<br />

Anfang machten 1800 v. Chr. die Torreaner, gefolgt von Griechen, Römern, Pisanern,<br />

Genuesen und Franzosen, um nur einige zu nennen. Diese Invasoren beuteten die Insel<br />

aus und verfolgten lediglich ihre eigenen Interessen. ’Asterix auf <strong>Korsika</strong>’ ist hierfür ein<br />

exzellentes Beispiel. Die Korsen wurden unterdrückt und ausgenutzt, wodurch der Ruf<br />

nach Souveränität lauter wurde und immer mehr Widerstand aufkeimte. Dieser fand im<br />

Unabhängigkeitskrieg von 1729 bis 1769 einen ersten Höhepunkt. Trotz aller Tapferkeit<br />

unterlagen die Korsen unter Pasquale Paoli am 8. Mai 1769 den zahlmässig überlegenen<br />

Franzosen. <strong>Korsika</strong> wurde ein französisches Département. Da Frankreich aber ein zentralistischer<br />

Staat ist, werden alle Entscheidungen <strong>Korsika</strong> betreffend weitab der Insel, in<br />

Paris gefällt. Von dieser Regierung fühlen sich die Korsen unverstanden. Ihre Probleme<br />

werden ignoriert. <strong>Korsika</strong> ist Frankreichs ärmste Region. Die Einheimischen werden vernachlässigt.<br />

1962 liessen sich 16'000 Pieds Noirs, Algerierfranzosen, auf <strong>Korsika</strong> nieder. Sie erhielten<br />

Geld und Land von der 1957 gegründeten SOMIVAC (Gesellschaft für die agrikulturelle<br />

Entwicklung <strong>Korsika</strong>s). Die Korsen selbst bekamen solche Startkapitale nie. Dies führte<br />

dazu, dass die Pieds Noirs äusserst kühl behandelt wurden. Sie machten grosse Macchia-<br />

Gebiete an der Ostküste fruchtbar und waren mit ihrer modernen Landwirtschaft sehr<br />

erfolgreich. Im Gegensatz zu den Korsen, die jeder für sich ein Stück Land bewirtschaftete,<br />

bauten sie grossflächig an und nutzten auch moderne Geräte, die sie mit Hilfe der<br />

SOMIVAC-Gelder finanzierten. Die Korsen fühlten sich zu Recht von Paris betrogen.<br />

1967 gründete Edmond Simeoni zusammen mit seinem Bruder Max die ARC (Action pour<br />

la Renaissance de la Corse = Aktion für die Wiedergeburt <strong>Korsika</strong>s). Ein Jahr später entstand<br />

auch die FRC (Front Régionaliste Corse). Beide Parteien forderten von Paris, über<br />

die politische, ökologische und ökonomische Zukunft selbst zu bestimmen. Solange sie<br />

aber friedlich waren, bleiben sie ungehört; ihr Anliegen wurde ignoriert.<br />

Am 21. August 1975 kam es dann zum “Fall Depeille“, dem “Drama von Aléria“.<br />

Edmond Simeoni und einige Gleichgesinnte besetzten mit Gewehren bewaffnet das Gut<br />

des in Wein- und Finanzskandale verwickelten Winzers Henri Depeille. Sofort waren 1200<br />

schwerbewaffnete Polizisten zur Stelle. Beim Schusswechsel wurden 2 Polizisten getötet<br />

und 2 ARC-Mitglieder verletzt. Edmond Simeoni wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt<br />

und die ARC verboten. Daraus entstand die UPC (Unione di u Populu Corsu), eine<br />

legale Partei, die heute noch, allerdings in gemässigter Form, existiert.<br />

Seither ist der Nationalismus auf <strong>Korsika</strong> nicht mehr zu ignorieren. Heute haben nicht<br />

einmal mehr die Korsen den Überblick über Grösse, Namen und Ziele der einzelnen Organisationen.<br />

Hier ist anzumerken, dass der korsische Nationalismus nichts zu tun hat<br />

mit dem Nationalismus in Deutschland vor 60 Jahren. Würde man es in einer mathematischen<br />

Gleichung aufzeigen, sähe diese folgendermassen aus:<br />

Korsischer Nationalismus = Sozialismus + Ökologie<br />

Die Autonomisten verfolgten verschiedene Ziele:<br />

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